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Berlin: „Wir fördern keine Gewalttaten“

Reinhard Kurowski, Waffenhändler in der Badstraße, wundert sich schon nicht mehr: Wenn irgendwo eine Gewalttat geschieht, kommen die Journalisten zu ihm nach Wedding. „Gestern haben schon die von Sat1 und RTL angerufen“, sagt er.

Reinhard Kurowski, Waffenhändler in der Badstraße, wundert sich schon nicht mehr: Wenn irgendwo eine Gewalttat geschieht, kommen die Journalisten zu ihm nach Wedding. „Gestern haben schon die von Sat1 und RTL angerufen“, sagt er. Mit Journalisten spricht er jetzt gar nicht mehr. Er hat schlechte Erfahrungen gemacht. In seinem Schaufenster liegen Messer, Scheren und ein Luftgewehr – doch bei ihm gibt es auch anderes zu erwerben.

In knapp fünf Minuten kommen am Samstagmittag gleich zwei Kunden herein und fragen nach Schreckschuss-Pistolen. Die frei verkäuflichen Imitate sehen echten Pistolen täuschend ähnlich und verschießen heißes Gas. Aus der Nähe kann man auch mit einer Gaspistole einen Menschen ernsthaft verletzen. Einem jugendlichen Kunden erklärt der Händler, Schreckschusspistolen gebe es erst ab 18 und nur gegen Vorlage des Ausweises. „Na, und wenn ich was drauflege?“ fragt der zurück. Nein, sagt Kurowski, auch nicht gegen Aufpreis.

„Man unterstellt uns immer, wir würden Gewalttaten fördern“, sagt ein anderer Waffenhändler, der ungenannt bleiben will. „Aber letztendlich kommt es doch auf den Menschen an, der schießt, nicht auf die Waffe.“ Er erzählt von Teenie-Star Leonardo di Caprio, der in einer Filmrolle schwarz gekleidet und mit einer Pumpgun bewaffnet in die Schule stürmt und aus Rache Lehrer erschießt. „Na, wer ist schlimmer, er oder ich?“ Auch di Caprio werde nur sagen, er habe einfach seinen Job getan.

Ist es möglich, über normale Waffenläden auch an illegale Waffen heranzukommen? Seriöse Händler, die ein Geschäft mit n und Adresse haben, tun so etwas nicht, sagt er. Die riskierten ihre Existenz. Dass es auch andere gibt, will er nicht verneinen.

Der Täter von Erfurt ist ganz legal an eine Pumpgun herangekommen. Mit Waffenschein. Das ist ein Problem, sagt der Händler. Die Bild-Zeitung hat einmal einen 16-Jährigen vorbeigeschickt, der ein Butterfly-Messer kaufen sollte. Der Junge hat es bekommen. Und dann kam der Reporter. „Was sollte ich denn machen“, sagt der Händler. „Laut Gesetz zählte ein Butterfly damals als Taschenmesser. Ich hatte also keinen Grund, es ihm nicht ganz normal zu verkaufen.“

Die schärferen Bestimmungen des neuen Waffengesetzes sollen solche Missstände beheben. Doch bis es in Kraft tritt, könnte es noch einmal einen Umsatzschub geben. „Armbrüste noch frei verkäuflich“ wirbt der Militaria-Laden in der Choriner Straße in seinem Schaufenster. Dort sind Gaspistolen aufgereiht: Smith und Wesson M 4505, Sigsauer P 226 und eine „Little Joe“ im Taschenformat. Alle ganz legal zu kaufen. cdz

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