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Bauern stehen mit ihren Traktoren auf der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor.

© Christophe Gateau/dpa

„Wir haben es satt“-Demo in Berlin: Viele Tausend Menschen gingen für Bio auf die Straße

Bei der jährlichen „Wir haben es satt“-Demo gingen laut Veranstalter 27.000 Personen für mehr Naturschutz und gegen Massentierhaltung durch Berlin.

Eins zu Null für die Kleinbauern. Während am Freitag ein paar hundert Riesentrecker der Großlandwirte durch die Stadt knatterten, solidarisierten sich am Sonnabend zehntausende Berliner mit den Ökobauern. Zwei Tage hintereinander waren Treckerdemonstrationen, Anlass war bei beiden die Grüne Woche. Das war aber die einzige Gemeinsamkeit, es waren zwei Demos, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten.

Am Freitag protestierten Großbauern mit noch größeren Traktoren gegen schärfere Umweltauflagen, am Sonnabend gingen nach Angaben der Veranstalter 27000 Menschen für das genaue Gegenteil auf die Straße. Es war die mittlerweile zehnte „Wir haben es satt“-Demo in Berlin, und es war wohl die größte. „Wir haben es satt“ ist ein Zusammenschluss von 50 Bauern-, Umwelt-, Naturschutz-, Verbraucher- und Entwicklungsorganisationen. Die Agrarschau Grüne Woche hat am Freitag in den Messehallen begonnen, bis zum 26. Februar werden 400.000 Menschen erwartet.

Klimawandel, Bienen- und Insektensterben brachten nicht nur Bauern aus der ganzen Republik auf die Berliner Straßen, sondern im Schulterschluss auch Friday-for-Future-Schüler und Aktivisten – zum Beispiel vom Nabu, Greenpeace oder Attac. Eine so bunte, fröhliche und laute Demo hat Berlin lange nicht gesehen.

Über den Demonstranten schwebten zahlreiche aufblasbare Ökoschweinchen, Bienen und Weltkugeln. Am Straßenrand standen Familien mit kleinen Kindern und klapperten mit Topfdeckeln. Die 15000 angemeldeten Teilnehmer seien auf jeden Fall gekommen, bestätigte die Polizei.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) spricht mit Landwirten. +
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) spricht mit Landwirten. +

© Paul Zinken/dpa

„Wir haben die Alibi-Politik des Agrarministeriums gehörig satt“, sagte Bündnis-Sprecherin Saskia Richartz. Die Bundesregierung trage die Verantwortung für das Sterben der Höfe und den Frust auf dem Land. Bislang sei die Regierung in dieser Hinsicht „eine Nullnummer!“, sagte Richartz.

Als die letzten vom Brandenburger Tor loszogen, trafen die ersten dort wieder ein

Unter den Demonstranten waren auch viele Grünenpolitiker, Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, die ehemalige Landwirtschaftsministerin Renate Künast und der grüne Hoffnungsträger Robert Habeck. Die Demo war so groß, dass die letzten am Brandenburger Tor loszogen, als die ersten fast wieder eintrafen. Durch Französische und Friedrichstraße ging es durchs Regierungsviertel nämlich zurück zum Tor.

Um 12 Uhr gab es eine große Kundgebung am Brandenburger Tor.
Um 12 Uhr gab es eine große Kundgebung am Brandenburger Tor.

© Jörn Hasselmann

Auf zahlreichen Transparenten und Plakaten wurde gegen die Agrarindustrie protestiert und dagegen, dass diese von der Bundesregierung hofiert werde. „Schluss mit der Show, Frau Klöckner“, stand auf einem riesigen Transparent, das Greenpeace-Aktivisten vor dem Landwirtschaftsministerium quer über die Straße gespannt hatten.

Eine bäuerliche Protestnote für Julia Klöckner

Vormittags hatte sich die Landwirtschaftsministerin dem Protest gestellt. 200 Landwirte waren vor Beginn der Demo vor dem Auswärtigen Amt in Mitte vorgefahren, in dem derzeit die Agrarminister aus 70 Ländern tagen. Gastgeberin der Konferenz ist Julia Klöckner (CDU), sie kam heraus und sprach zu den Ökolandwirten.

„Multikultur statt Monokultur“ forderte ein Traktorfahrer.
„Multikultur statt Monokultur“ forderte ein Traktorfahrer.

© Jörn Hasselmann

Von denen erhielt sie eine „bäuerliche Protestnote“, erstaunlich viel Beifall und einen Sack. Darin waren Biokartoffeln, in der Protestnote wurde ein gerechter Handel und der Schutz bäuerlicher Betriebe auf der ganzen Welt gefordert und gegen unfaire Freihandelsabkommen, wie das geplante „EU-Mercosur“-Abkommen (mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) protestiert.

„Wir kommen wieder“, hatten am Freitag die Großbauern auf ihren Traktoren bei der Heimfahrt verkündet. Und sicher wird es auch eine elfte „Wir haben es satt“-Demo geben.

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