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Berlin: „Wir sind alle stinksauer“

Angestellte fürchten, verpflichtet zu werden – andere freuen sich aufs Ausschlafen

Rund um den Kurfürstendamm ist das Weihnachtsgeschäft in vollem Gange. Viele Angestellte, die nun nach der Änderung des Ladenschlussgesetzes längeren Arbeitszeiten entgegensehen, sind aber nicht in Weihnachtsstimmung. „Wir wissen noch nichts über unsere künftigen Arbeitzeiten“, sagt eine Verkäuferin bei C&A. „Hoffentlich bringt die morgige Betriebsversammlung da Klarheit.“ Auf Anfrage teilte C&A mit, es würden befristete Neueinstellungen geplant. Bei den bisherigen Angestellten, so C&A, gelte das Prinzip: „Auf freiwilliger Basis.“ Anscheinend planen aber nicht alle Geschäfte, das zusätzliche Arbeitspensum mit neuen Mitarbeitern abzufedern.

„Wir sind alle stinksauer“, verrät eine Mitarbeiterin beim Kaufhaus Wertheim nebenan, die ihren Namen nicht nennen will. Die Mitarbeiterin, die wie viele im Einzelhandel auch Mutter ist, zeigt sich skeptisch. „Freiwillige Basis – man weiß ja, wie das ist. Das wurde uns auch schon bei der Umstellung auf den langen Samstag gesagt.“ Und jetzt müssten doch alle Kollegen arbeiten. „Mein Mann arbeitet im Schichtdienst. Nun müssen wir unseren 14-jährigen Sohn noch öfter sich selbst überlassen.“ Auch bisher habe sie schon genug zu tun gehabt, sagt sie. Und mit den neuen Öffnungszeiten würde der Ansturm jetzt zu Weihnachten nur noch schlimmer.

Doch es gibt auch Verkäuferinnen, die die neuen Arbeitszeiten okay finden. „Für mich ist das kein Problem“, sagt eine Boutique-Mitarbeiterin in den Potsdamer- Platz-Arkaden, „einkaufen kann ich ja tagsüber“. Eine Parfümerie-Angestellte sagt: „Wenn man später anfängt, kann man abends auch mal weggehen.“prd/ctr

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