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Seit März gibt es einen Seelsorger für Betroffene von Diskriminierung in der Kirche. (Symbolbild)

© C. Hardt/FutureImage/Imago

„Wir wissen, dass wir Menschen verletzt haben“: Evangelische Kirche setzt Seelsorger für diskriminierte Homosexuelle ein

Die Evangelische Kirche stellt sich ihrer Vergangenheit, in der homosexuelle Menschen diskriminiert wurden. Ein Seelsorger aus Berlin-Mitte soll helfen.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) will das Problem der Diskriminierung von Homosexuellen in der Kirche angehen – und sich der eigenen Vergangenheit stellen. Seit Anfang März gibt es einen eigenen Seelsorger für Menschen, die wegen ihrer Sexualität Diskriminierungserfahrungen in der Kirche machen mussten.

Es ist Pfarrer Matthias Motter aus der Evangelischen Kirchengemeinde am Weinberg in Berlin-Mitte. „Ich bin gezielt angefragt worden, ob ich mir das vorstellen kann“, sagt Motter, der vor allem an der Zionskirche tätig ist.

Wenn es darum geht, dass jemand aus dem Kirchendienst entlassen wurde, und rehabilitiert werden möchte – könne er Ansprechpartner im Konsistorium vermitteln. „Viele Pfarrerinnen und Pfarrer zeigen heute eine angemessene Offenheit für die Vielfalt sexueller Orientierung“, sagt Motter.

Allerdings gebe es auch in der EKBO einige Pfarrerinnen und Pfarrer, die keine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare vornehmen würden, sagt Pröpstin Christina-Maria Bammel.

Das wird in diesem Jahr relevant, denn als die EKBO 2016 die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare beschloss, ließ sie für Gemeinden oder Pfarrer, die das aus theologischen Gründen nicht mittragen können, zunächst für die Dauer von fünf Jahren die Möglichkeit offen, diese Amtshandlungen nicht vollziehen zu müssen. Ab Sommer 2021 muss die Ablehnungsmöglichkeit überprüft werden.

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Matthias Motter ist Pfarrer der Evangelischen Kirche am Weinberg in Berlin-Mitte. Er ist nun Seelsorger.
Matthias Motter ist Pfarrer der Evangelischen Kirche am Weinberg in Berlin-Mitte. Er ist nun Seelsorger.

© Reinke/EKBO

Wichtiger ist der Pröpstin allerdings ein anderes Signal: Im traditionellen Gottesdienst im Vorfeld des „Christopher Street Day“ soll es dieses Jahr einen „Bußruf“ der Landeskirche geben. Damit wolle man die eigene Schuld im Umgang mit Homosexuellen bekennen.

„Wir wissen, dass wir als Kirche gleichgeschlechtlich liebende Menschen so sehr verletzt haben, dass sie uns den Rücken zugewandt haben“, sagt Bammel. „Es ist mir wichtig, dass wir das nicht auf sich beruhen lassen: Es ist höchste Zeit, deswegen das Gespräch zu suchen.“

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