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Berlin: Wirtschaft fördern: Aus einer Hand für zwei Länder

Die „One Stop Agency“ der Hauptstadt funktioniert Doch Kammern und Verbände denken schon weiter

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Fördert Berlin seine Wirtschaft richtig? Im Prinzip ja, sagen die Kammern und Unternehmensverbände. Die Strukturen stimmen – aber noch fehlt der Schwung. Im Juli 2005 wurde „Berlin Partner“ gegründet, als zentrale Anlaufstelle für private Investoren. Die Wirtschaftsförderung und die Werbung für Berlin liegen seitdem in einer Hand. „Das ist erst einmal positiv, und ich erwarte, dass die neue Gesellschaft 2006 durchstartet“, sagt Christian Amsinck, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (UVB).

Aber das sei nur ein Zwischenschritt, so Amsinck. „Die gesamte Region braucht eine Wirtschaftsförderung aus einem Guss.“ Der Plan des Senats und der brandenburgischen Landesregierung, die großen Förderinstitutionen („Berlin Partner“ und „ZukunftsAgentur Brandenburg“) 2008 zu vereinigen, ist auch für die Industrie- und Handelskammer ein äußerst wichtiges Projekt. „Wir fordern das seit langem“, sagt IHK-Sprecher Holger Lunau. Mit dem, was in Berlin bisher aufgebaut wurde, ist die Kammer einigermaßen zufrieden. „Jetzt muss sich alles einspielen“, heißt es bei der IHK.

Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, um für die Berliner Wirtschaftsförderung eine „One Stop Agency“ aufzubauen. Alles aus einer Hand, das soll es sein, aber es stimmt nicht ganz. Das Berliner Modell steht auf zwei Säulen. Die „Zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle“ (ZAK) hilft den Unternehmen, möglichst rasch an behördliche Genehmigungen zu kommen, geeignete Grundstücke zu finden und das Zusammenspiel zwischen Senats- und Bezirksverwaltung einigermaßen reibungslos zu gestalten. Seit Gründung der ZAK im April 2003 bis zum September dieses Jahres wurden 352 Ansiedlungen, 48 Unternehmenserweiterungen, 38 Verlagerungen und 20 Umnutzungen gemanagt. In 402 Fällen wurde bei der Bestandssicherung geholfen. Die ZAK hat in der Wirtschaft inzwischen einen guten Ruf.

Die zweite Säule ist „Berlin Partner“; entstanden aus der „Wirtschaftsförderung Berlin International“ und „Partner für Berlin“. Das Land ist mit 45 Prozent Minderheitsgesellschafter. Kammern, Verbände und Unternehmen halten die Mehrheit – eine in Deutschland einmalige Konstruktion. Aufsichtsratschef ist der frühere Daimler-Chrysler-Manager Rolf Eckrodt. „Berlin Partner“ kümmert sich um ausländische Investoren, berät Berliner Unternehmen außenwirtschaftlich und vermarktet die Stadt. „Der Standort Berlin hat noch ein Imageproblem“, sagt UVB-Geschäftsführer Amsinck. „Das lässt sich wohl nur durch Ansiedlungserfolge beheben.“

Um erfolgreich zu sein, reicht der rote Teppich nicht mehr aus. Zum Beispiel bietet Berlin für Investoren ein „Business Welcome Package“ an; zum Schnupperpreis von 2300 Euro für drei Monate. Geholfen wird bei der Personal- und Geldbeschaffung, bei der Suche nach Standorten, Partnern und bei der Büroeinrichtung. Rechts- und Kommunikationsberatung wird angeboten und, für die erste Zeit, ein möbliertes Appartement. Im Internet wurde, als Hafen für alle Wirtschaftskapitäne, das „Business Location Center“ aufgebaut. Zum Erfolgsrezept, da sind sich UVB und IHK einig, gehört aber auch: Wirtschaftspolitik, vor allem die Anwerbung und Bestandspflege von Industrieunternehmen, muss Chefsache sein. Die IHK will das aber nicht als Kritik am Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit verstanden wissen. „Er tut nicht zu wenig.“

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