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© ddp

Wirtschaftskonferenz: Bei Wowereit im Grünen Rathaus

Berlin soll "eine Führungsrolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Nutzung von Ressourcen" einnehmen. Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit facht die Debatte um die Potenziale der Hauptstadt bei der Wirtschaftskonferenz zur "Green Economy" an.

War dieses Musikprogramm Zufall? „Dieser Weg wird kein leichter sein…“, dudelt es am Dienstagmorgen aus der Konserve im Großen Saal des Roten Rathauses – zum Auftakt der Berliner Wirtschaftskonferenz, die sich in ihrer dritten Auflage ganz dem Thema „Green Economy“ widmet, also Umwelttechnologie und effizientem Wirtschaften. Rund 700 Teilnehmer von Unternehmen, Kammern und Verbänden lauschen der Eröffnungsrede des Regierenden Bürgermeisters. „Ich plädiere dafür, dass wir unser Bild der Industrie auf die Höhe der Zeit bringen“, sagt Klaus Wowereit. Also nicht den rauchenden Schloten nachtrauern, sondern sich über Hightech-Gebäude wie die Produktionsstätte des Solarmodulherstellers Solon in Adlershof freuen. Wowereit spricht vom künftigen „Clean Tech Park“ im Gewerbegebiet Eastgate in Marzahn, lobt IHK, Unternehmensverbände und das Architekturbüro gmp für ihre Vorschläge, den Flughafen Tegel als Schaufenster für künftige Energie- und Effizienztechnik zu nutzen. Wowereit verspricht, dass der Senat dafür geeignete Rahmenbedingungen schaffen werde. „Nehmen Sie Elektrofahrzeuge in Ihre Flotten auf“, ruft er den versammelten Unternehmern zu und meldet Interesse auch für landeseigene Fuhrparks an. Zukunftsträchtiges tun und darüber reden, lautet seine Botschaft. Auf Basis des Vorhandenen – mehr als 500 einschlägige Unternehmen mit rund 42 000 Beschäftigten, mehr als 20 Prozent Wachstum in der Branche seit 2005 – solle Berlin „eine Führungsrolle beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Nutzung von Ressourcen“ einnehmen.

Große Worte, hinter denen nach Meinung des Grünen-Fraktionschefs Volker Ratzmann zu wenig Konkretes steht: kein Wort zur Zusammenarbeit mit Brandenburg, keine konkrete Ansage, mit welchen Studienrichtungen oder gezielten Initiativen der Bildungsverwaltung dem Fachkräftemangel abgeholfen werden könne. „’Be Berlin’ war gestern“, findet Ratzmann. „Jetzt müsste es heißen: Berlin – Green Economy.“ Wie die Konferenz. Berlin sei der bestmögliche Ort für solche Aufbrüche, aber wer einen Führungsanspruch anmelde, müsse selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Das Thema beschäftigt die Berliner Grünen in diesen Tagen besonders: Am Sonnabend steht ihr Landesparteitag an – mit IHK-Präsident Eric Schweitzer als Gastredner.

Zumindest im Groben sehen Grüne und CDU die künftige Rolle Berlins ähnlich: CDU-Chef Frank Henkel warb kürzlich für einen „Aufbruch in die Agenda der Nachhaltigkeit“ – und schlug konkret vor, die dank der Testflotten von BMW, Mercedes und VW bereits existierende Modellstadt für Elektromobilität durch kostenlose Parkplätze für E-Autos weiter zu beflügeln. Auch Henkel warb für das Tegeler Flughafengelände als „Leuchtturm“ für die Wirtschaft der Zukunft.

Im Abseits steht bei dem Thema die FDP. Deren Fraktionschef Christoph Meyer konstatierte jüngst: „Berlin hat bereits mit teuren Studien seine Cluster identifiziert: Biotechnologie, Medien, Kommunikations-, Medizin- und Verkehrstechnik. Die Umweltindustrie gehört nicht dazu.“ Berlin sei gegenüber anderen Bundesländern ein Nachzügler und solle sich daher nicht vergeblich abstrampeln.

Nach dieser Logik „müssten wir auch aufhören, Tourismus zu machen“, sagt dazu Umweltstaatssekretär Benjamin Hoff (Linke). „Bei den vorhandenen Clustern fahren wir die Ernte schon ein“, sagt er. Die Umwelttechnologie habe bereits eine selbsttragende Wirtschaftsentwicklung ausgelöst, und die Technische Universität sowie die Hochschule für Technik und Wirtschaft bildeten das Fachpersonal von morgen für die Green-Economy-Firmen aus. „Jeder Arbeitsplatz, den wir dort gewinnen, ist mir den Aufwand wert, den wir reinstecken“, sagt Hoff.

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