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Berlin: Wissenschaftssommer: Gentechnik im Disput

Bundeskanzler Gerhard Schröder ist als Ehrengast geladen. Forschungsministerin Edelgard Bulmahn flankiert als Expertin.

Bundeskanzler Gerhard Schröder ist als Ehrengast geladen. Forschungsministerin Edelgard Bulmahn flankiert als Expertin. Und Frank Elstner moderiert die große Fernsehshow, die am 12. September im Daimler-Chrysler Atrium am Potsdamer Platz mit vielen Prominenten aus Wissenschaft, Sport, Kultur und Poltik steigen soll. Als Auftakt zum Wissenschaftssommer 2001, einer umfangreichen Reihe von Ausstellungen, Foren und Diskussionen. Im Mittelpunkt der diesjährigen fünftägigen Veranstaltung: die Gentechnik.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Die Gentechnik haben auch andere gesellschaftliche Gruppen im Visier, die für den 12. September zum Potsdamer Platz mobilisieren. Für den Tag der Auftaktveranstaltung rufen gleich zwei Gruppen von Gentechnik-Gegnern zu Aktionen gegen den Wissenschaftssommer auf. Eine Kundgebung mit 200 Demonstranten hat der PDS-Abgeordnete Steffen Zillich für ein Bündnis gentechnikkritischer Gruppen unter dem Motto "Gentechnik ist nicht sexy" angemeldet. Für eine weitere Kundgebung wird im Internet mobilisiert - das Motto "Gentechnik interessiert uns brennend" ist als Drohgebärde gemeint und wird so auch von den Sicherheitsbehörden aufgefasst.

Die Debatte um die Nutzen der und Bedenken gegen die Genomforschung ist Bestandteil des Wissenschaftssommers. Vielfältige Diskussionforen widmen sich der Frage in der Reihe "Dialoge - Dispute". In ihren Aufrufen werfen die Gegner der Veranstaltung aber gerade deshalb vor, eine "Gentechnik-Propaganda-Show" zu inszenieren. Der Wissenschaftssommer in Berlin sei "der Höhepunkt" einer bundesweit laufenden Veranstaltungsreihe, bei der "der Segen der Gentechnik gepriesen" würde. In Berlin solle mit dem gesamten Programm um die Akzeptanz der Gentechnik geworben werden.

Angesichts des militanten Potenzials von bundesdeutschen Gentechnik-Gegnern bereitet sich die Berliner Polizei bereits jetzt auf die Veranstaltung vor. In der vergangenen Woche hat ein Gespräch mit dem Demonstrationsanmelder Zillich stattgefunden, der Verfassungsschutz wurde konsultiert, diese Woche folgen Gespräche mit dem Veranstalter des Wissenschaftssommers und weitere Koordinationsgespräche der Sicherheitsbehörden. Bei der angemeldeten Kundgebung befürchtet man von Seiten der Polizei keine Straftaten. Deshalb gebe es auch keine Veranlassung, die Demonstration zu untersagen oder mit Auflagen zu belegen. Einzig die Aufteilung des Marlene-Dietrich-Platzes, für den sowohl die Kundgebung als auch die der Fernsehshow folgende Open-Air-Party angemeldet sind, müsse noch abgesprochen werden.

Mehr Sorge bereiten den Sicherheitsbehörden anonyme Aufrufe im Internet. Dort heißt es von "einigen GENervten BerlinerInnen" man wolle die Eröffnungsveranstaltung mit "direkten Aktionen" begleiten. Ziel solle es sein, die Veranstaltung "zu behindern oder gar zu verhindern". Die Gegner haben offenbar vor, die Eingänge ins Atrium zu blockieren, "viele andere Aktionen" seien denkbar. Um in der Menge der Besucher nicht aufzufallen, fordern die Kritiker alle Gegner auf, unauffällige Kleidung zu tragen.

Der polizeiliche Staatsschutz koordiniert nun die Vorbereitungen und tüftelt an einem Sicherheitskonzept für die hochrangig besetzte und besuchte Veranstaltung. "Wir nehmen die Aufrufe ernst", sagt eine Polizeisprecherin, "und werfen ein wachsames Auge auf die Vorbereitungen". In der Vergangenheit habe es im Bundesgebiet Anschläge auf Fahrzeuge und auf Gebäude im Zusammenhang mit Projekten der Genforschung gegeben. Auf einen Anschlag auf ein Fahrzeug nehmen auch die anonymen Aufrufer Bezug. Zwar erwartet die Polizei nach derzeitigem Stand keine gewaltsamen Aktionen, "aber wir rechnen mit spontanen Störaktionen", so die Polizeisprecherin. Dabei könne man auch Strafaten nicht ausschließen. Auch die Chefin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, geht noch davon aus, dass die Aktionen friedlich bleiben und "demonstrativen Charakter" tragen. Doch unter Sicherheitsexperten heißt es auch: "Das Thema ist von Natur aus störanfällig."

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