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Berlin: WM 2006: Bayern stürmt, Berlin kontert

Fußball-Weltverband sagt München die Eröffnungsfeier zu – Innenminister Schily plant ein großes Hauptstadt-Fest

Von André Görke

und Robert Ide

Joseph Blatter, der Chef des Fußball-Weltverbandes Fifa, hat sich in den Streit um die Eröffnungsfeier der WM 2006 eingeschaltet. Der Schweizer spricht sich für München aus. In einem Brief an die Stadt München schreibt Blatter, dass die Eröffnungsfeier „unmittelbar vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels am festgelegten Spielort stattfindet“. Das Eröffnungsspiel ist für den 9. Juni 2006 in München terminiert.

Im Münchner Rathaus wurde der Brief mit Freude aufgenommen. Die Bundesregierung und der Berliner Senat reagierten verärgert. Sie planen – in Absprache mit dem Organisationskomitee der WM – eine große Eröffnungsparty in der Mitte Berlins. Dort erwarten die Organisatoren eine Million Menschen. „Die WM ist ein nationales Ereignis, das mit einem Fest in der Hauptstadt begonnen werden sollte“, betonte Gabriele Kautz, die Sprecherin von Innenminister Otto Schily (SPD, Wahlkreis München-Land). Schily hat sich für ein Kulturfest in Berlin ausgesprochen. Aus Regierungskreisen hieß es, dass der Bund bei Stadionbau und Infrastruktur erhebliche Zuschüsse leiste. „Dann werden wir ja wohl bestimmen können, wo die Eröffnungsfeier stattfindet, die das ganze Land repräsentieren soll“, hieß es.

Derzeit erarbeiten Bundesregierung, WM- Organisationskomitee (OK) und Senat ein Grundkonzept für die Berliner Feier. Dieses soll Mitte Februar fertig sein und im März verabschiedet werden. Der Weltverband Fifa will sich dabei offenbar nicht einmischen. „Das ist Sache der Organisatoren im Land“, sagte Fifa-Sprecher Andreas Herren. Organisatoren gehen davon aus, dass es am 8. Juni 2006 ein Fest ähnlich der Silvesterparty am Brandenburger Tor geben wird. Dabei soll die kulturelle Vielfalt Deutschlands präsentiert werden; getreu dem WM-Motto: „Die Welt zu Gast bei Freunden.“ Die Kosten werden intern auf fünf bis zehn Millionen Euro geschätzt. Berlin will nichts bezahlen – also müsste der Bund einspringen. Auch das OK scheint sich darauf zu verlassen. OK-Vize Wolfgang Niersbach verwies darauf, dass die Regierung die Finanzierung übernehmen wolle.

München hat die Berliner Pläne bislang intern torpediert – mit Hinweis auf logistische Probleme. Da in München in der Woche vor der WM ein Fifa-Kongress stattfindet, müssten die Delegierten für einen Abend nach Berlin kommen und am nächsten Morgen wieder zurückreisen. In Berliner Senatskreisen sieht man das gelassen. Anfang des Jahres habe man dieses Szenario „durchgespielt“, heißt es; Fazit: „Keine Probleme.“ Es seien von den 66000 Zuschauern des Eröffnungsspiels nur „etwa 3000 Delegierte und Journalisten“ betroffen. Für die könnten Flugzeuge und Sonderzüge bereitgestellt werden.

Nach Informationen des Tagesspiegel hatte München zunächst eine eigene Party am Vortag des Eröffnungsspiels geplant. Demnach sollte es ein Fest der Nationen im alten Münchner Olympiastadion geben, heißt es aus Fachkreisen. Im OK gibt es eine starke Münchner Fraktion. Organisationschef ist Franz Beckenbauer, der Präsident des FC Bayern. Der Klub baut das neue WM-Stadion in München mit. Fifa-Chef Blatter ist zudem ein enger Vertrauter Beckenbauers. Allerdings dürfte an Beckenbauer eine Feier in Berlin nicht scheitern. Kürzlich meinte er dazu: „Wer zahlt, schafft an.“ Nach dem Zuspruch der Bundesregierung für Berlin wird ein großes Eröffnungsfest in München immer unwahrscheinlicher. Darum fielen die Berliner Reaktionen auf den Vorstoß aus Bayern hart aus. „Es ist selbstverständlich, dass in der Hauptstadt ein eigenes Kulturfest stattfindet“, sagte Sportsenator Klaus Böger (SPD) auf Nachfrage. Davon unberührt sei die „kleine Zeremonie“ beim Eröffnungsspiel in München. Böger meint: „Wenn in Frankreich eine WM ausgetragen wird, findet auch nicht alles in Marseille statt.“

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