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Zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule war es bisher nicht so voll wie bei den vorigen Turnieren. Mit dem guten Wetter heute könnte sich das ändern.

© dpa

WM 2014 in Berlin: Früher war mehr Fanmeile

Die Veranstalter sprechen von 250.000 Besuchern, doch bisher sah es auf der Fanmeile leerer aus. Das Wetter könnte das verändern, schließlich scheint heute die Sonne. Und die Stände hoffen auf die nächste Runde.

Caroline Wärter zuckt mit den Schultern. „Irgendwie ist etwas die Luft raus“, sagt die 27-jährige Berlinerin. Sie feierte bisher zu jeder Welt- und Europameisterschaft auf der Fanmeile. Nun ist ihr irgendwie die Lust vergangen.

Auch von der Bühne aus war am Montag wohl deutlich zu sehen, dass eine volle Fanmeile anders aussieht. Aus den Lautsprechern versuchte der Moderator die standhaften Gäste zu motivieren: „Toll, dass ihr trotz des schlechten Wetters gekommen seid.“ Pünktlich zum Beginn des Achtelfinals Deutschland gegen Algerien schüttete es mal wieder.

Zumindest das wird heute, wenn die Deutsche Mannschaft im Viertelfinale auf Frankreich trifft (18 Uhr), anders sein: 30 Grad und Sonnenschein werden erwartet, endlich Public-Viewing-Wetter.

Die Veranstalter der Fanmeile sprechen von rund 250 000 Besuchern am Montag, „über den Tag verteilt“, sagt Sprecherin Anja Marx. In der Vorrunde seien insgesamt eine Million Menschen gekommen.

Die große Party bleibt aus

Wer in den vergangenen Wochen über die Fanmeile spaziert ist, muss allerdings starke Zweifel an diesen Zahlen bekommen. „Unsere Erwartungen waren viel höher“, sagt eine Bratwurstverkäuferin, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Hätte Deutschland das Achtelfinale nicht gewonnen, könnte ich unmöglich die Standmiete zahlen.“ Je nach Größe zahlen die Händler zwischen 5000 und 22 000 Euro für vier WM-Wochen.

Die Massenparty ist bislang trotz deutscher Siege ausgeblieben. Schuld daran ist nicht nur das schlechte Wetter, sondern vor allem die Anstoßzeiten. 18 Uhr ist für viele zu früh, um rechtzeitig von der Arbeit anzureisen. Und bei den späten Spielen müssen sich viele nach Abpfiff sehr beeilen, um die letzte U- oder S-Bahn zu erwischen. Gibt es Verlängerung, wie am Montag gegen Algerien, haben viele ein Problem. Es kam sogar zu Streitigkeiten um Taxis.

In den Kiezkneipen ist nach Abpfiff eine ähnliche Aufbruchsstimmung zu beobachten. Die Spiele um 18 Uhr hingegen sind für viele Berufstätige zu früh. Sie erscheinen direkt zum Anpfiff, sodass den Wirten das Geschäft vor Spielbeginn ausbleibt.

Es seien auch viel weniger Berliner auf der Fanmeile als in den Jahren zuvor. „Fast nur Touristen!“ , sagt Caroline Wärter. Am Eingang beim Brandenburger Tor kann „Prost“ in den unterschiedlichsten Sprachen und Dialekten gelernt werden.

Denn in einem Phänomen scheinen sich Einheimische und Touristen nicht zu unterscheiden. Bevor man die Straße des 17. Juni betritt, wird ordentlich gebechert. Eigene alkoholische Getränke sind auf der Fanmeile verboten. Die größtenteils leeren Alkoholflaschen landen in der „Eventtonne“.

Alkoholvergiftungen keine Seltenheit

Auch viele Jugendliche trinken kurz vor dem Eingang noch Bier und Mischungen aus Schnaps und Softdrinks in wenigen Sekunden aus, weil sie sie nicht mit hineinnehmen dürfen. Und draußen ist der Alkohol natürlich billiger.

Häufig müssen dann Jörg Kreutziger und seine Kollegen eingreifen. Kreutziger betreut beim Berliner Alkoholpräventionsprojekt „Halt“ Jugendliche, die mit einer akuten Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Er rechnet auch durch die WM mit einer weiteren Steigerung für das Jahr 2014. „In der ersten Jahreshälfte betreuten wir 142 Jugendliche. Und das schon vor WM-Beginn und Fanmeile.“ 2010 wurden noch 211 und 2012 259 Jugendliche betreut.

Beim heutigen Viertelfinale gegen Frankreich wird das „Halt“-Team wieder im Einsatz sein. Und hoffen, dass sich die Jugendlichen beim Alkoholkonsum in der Hitze nicht übernehmen.

Karim El-Helaifi

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