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Nicht jede Arbeit ist WM tauglich.

© dpa

WM 2014 in Berlin: Wimpel verboten, Grillen erlaubt

Manche Arbeitgeber spendieren ein Grillfest zum gemeinsamen Gucken, andere erlauben kürzere Schichten. Im öffentlichen Dienst herrschen jedoch strenge Regeln, auch wenn am Montag Deutschland spielt. Und Busfahrer haben es schwer.

Die WM in Brasilien löst Ferienstimmung und Fernweh aus – und Fernsehsucht. Das wissen auch die Berliner Arbeitgeber. Damit die Arbeitsmotivation nicht auf null sinkt, bauen Unternehmen und Verwaltungen ihren angestellten Fans emotionale Brücken zwischen den südamerikanischen Spielorten und dem heimischen Schreibtisch.

Barbecue für Schuhfans

Das sieht konkret dann so aus: Die Modefirma Zalando lädt die Belegschaft in den Büros am Ostkreuz zum gemeinsamen Public Viewing ein und stiftet ein Barbecue. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks in der Mohrenstraße räumt gegen 18 Uhr den „Meistersaal“. Anschließend wird dort das Spiel Deutschland gegen Portugal gezeigt, Bier und Grillwurst gibt es gratis. Allerdings müssen die Mitarbeiter vorher an der Stechuhr auschecken. 18 Uhr Anpfiff, das ist ideal fürs gemeinsame Fußballerlebnis nach der Arbeit, ein guter Anlass, mal wieder was fürs Betriebsklima zu tun. Zwischen den Weihnachtsfeiern.

Die Motorradmontage im Spandauer BMW-Werk wird sich wegen der WM wahrscheinlich etwas verzögern, aber natürlich nur in Maßen und so, dass kein Fahrzeug zu spät ausgeliefert wird. Die Konzernmutter in München hat den einzelnen Werksleitungen freigestellt, ob sie Schichten verkürzen, damit die Fans rechtzeitig ihre Fernsehcouch erreichen. In Spandau sei die Resonanz bislang „eher durchschnittlich“, sagt BMW-Sprecherin Romy Ertl.

100 Mitarbeiter an drei Fertigungsbändern hätten sich für verkürzte Schichten bei wichtigen Spielen ausgesprochen, insgesamt sind im Spandauer Werk 1900 Menschen beschäftigt. „Das kann sich im Laufe der WM aber noch ändern“, sagte Ertl. Die Arbeit werde dann bei der nächsten Schicht nachgeholt. Außerdem stehe in der Betriebskantine ein großer Fernseher. Und die Mitarbeiter können untereinander Schichten tauschen.

Stromanbieter Vattenfall geht davon aus, dass in der Netzzentrale sowie in den Kraftwerken, die rund um die Uhr besetzt sein müssen, die Spiele geguckt werden, ohne dass die Arbeit darunter leidet.

Keine Deutschland-Wimpel für Polizeiwagen

Ähnlich klingt die Ansage bei der Polizei. Auf praktisch jeder Wache steht ein Fernseher, auf dem normalerweise Nachrichtensendungen laufen. Zur WM werden die Beamten wohl umschalten. „In einsatzfreier Zeit wird keiner etwas dagegen sagen“, meint Pressesprecher Thomas Neuendorf. Dummerweise ist gerade während wichtiger Spiele mit deutlich mehr Einsätzen zu rechnen.

Silvia Brinkhus von der Gewerkschaft der Polizei weiß von einem Fall, in dem ein Beamter während eines WM-Spiels den Auftrag zu einem Einsatz erhielt und die Sache bis zum Abpfiff ignorierte. Die Folge war ein Disziplinarverfahren. 2006, beim WM-Sommermärchen, rückten einige Polizisten mit Wimpeln am Streifenwagen aus. Das wurde dann vom Polizeipräsidenten wegen der Neutralitätspflicht untersagt. Diese Regelung gelte weiterhin, sagt Neuendorf.

Kein Fußball bei der BVG

Die Mitarbeiter von Stadtreinigung und Verkehrsbetrieben müssen weiterfegen und -fahren, trotz WM. Den Busfahrern ist nicht mal erlaubt, Radio zu hören. Fernseher in den Pausenräumen? Fehlanzeige. BVG-Sprecherin Petra Reetz zitiert die einschlägige Volksweisheit: „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.“ In den Werkstätten und Betriebshöfen könnte sie sich eine Radio-Liveübertragung vorstellen. In den U- und S-Bahnen werden die Ergebnisse der Deutschlandspiele durchgegeben, „ab dem Achtelfinale sagen wir alle Ergebnisse durch“. Auch auf Displays in den Bahnhöfen laufen entsprechende Textbänder.

Die Fluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin funken die Spielstände in ihre Flugzeuge, dort gehen sie dann per Ansage vom Kapitän an die Passagiere. Eine Liveübertragung der Spiele sei noch nicht möglich, erklärt Lufthansa. Konkurrent Etihad Airways ist schon weiter: Alle WM-Spiele werden auf Langstreckenflügen live gezeigt. Nur die Piloten haben nichts davon.

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