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Dann feiert mal schön. Und immer schön den Durchblick behalten: Die WM-Spiele finden später statt als in den vergangenen Jahren.

© dpa

WM 2014 und späte Spielzeiten: Wie erkläre ich das meinem Sohn?

Er ist sieben, ein Teufelskicker und will unbedingt die WM-Spiele sehen. Doch wir Berliner bekommen einige ja erst recht spät zu Gesicht. Darf mein Sohn also - oder nicht? Ein Vater sucht Rat.

WM, du bist so wunderbar, WM! Endlich Fußball satt. Aber warum muss das Turnier unbedingt am Ende der Welt stattfinden? Versteh’ schon, Brasilia, nennt sich selbst Mutterland des Fußballs und so. Aber was ist mit Berlins Müttern – und Vätern? Die Armen stürzt das Turnier in Gewissensnöte, weil sie keine Antwort auf diese Frage haben: Darf unser Kind die Spiele schauen, die am späten Abend oder in der Nacht stattfinden? Jan Philipp zum Beispiel. Er ist sieben, tritt gegen alles, was auch nur entfernt an einen Ball erinnert. Er gibt den offensiven „Sechser“ bei Stern 1900 und zwingt mich deshalb seinem Team auf Fußballplätze in den entlegensten Winkeln der Stadt zu folgen um dort die Sonntage zu verbringen. Darf ich diesem Teufelskicker wirklich die Begegnungen seiner Heroen (Neymar nicht Messi!) vorenthalten?

Bindung ist wichtiger als Schlaf

Guter Rat muss nicht teuer sein. Meine Freundin Marlies, Kinderpsychologin von Beruf, sagt: „Zeichnet die Spiele auf und schaut sie ausgeruht am nächsten an.“ Komm schon, Marlies, Jan Philipp ist dann der Depp vom Dienst, weil er auf dem Schulhof nicht mitreden kann! Geht das nicht auch anders, ohne alle Prinzipien über Board zu werfen? „Wenn Vater und Sohn das Interesse am Fußball teilen, dann kann das die Bindung stärken und wichtiger sein als Schlaf“, sagt Marlies. Aber Hallo, die Brücke nehme ich doch. Zur Sicherheit noch schnell ein Anruf beim Kinderschutzbund. Deren Sprecherin sagt, ihr Sohn dürfe die frühen Spiele auch sehen, aber der sei schon Zwölf. Im Übrigen rate sie zu „Augenmaß: Bei Spielen morgens um 3 hört der Spaß auf“.

Die Pyjama-Party

Früher war mehr Lametta. Morgens um drei fing bei uns die Party erst richtig an, die Pyjama-Party. Zu dieser nachtschlafenden Zeit weckte mich mein Vater zuweilen, um fern zu sehen. Wenn’ s wirklich groß war. Den „Rumble in the Jungle“ haben wir uns gemeinsam angeschaut. Boxen war da noch politisch, der „weiße“ George Foreman gegen den Kriegsdienst verweigernden Konvertiten Muhammad Ali, dessen Mundwerk so schnell wie seine Fäuste waren – ein Rapper im Ring, bevor der Rap überhaupt erfunden war. Da saßen wir mit kleinen Augen vor dem Fernseher, Papa im grünen Bademantel mit verwuschelten Haaren. Die Zeit stand still, 15 Runden lang. Eine Ewigkeit ist das her und kommt mir doch vor, als ob es gestern wär’.

Du sollst es einmal besser haben

Am nächsten Morgen ging es dann auf dem Schulhof rund: Mit dem dicken Daniel stritten wir darüber, ob das der beste Wettkampf aller Zeiten war oder der „Thrilla in Manila“ das Größte wird? Hellwach war ich da, trotz Schlafentzugs. Ach, Sohnemann – Du sollst es so gut haben wie ich, nein, besser – aber drei Uhr Nachts, geht das nicht doch zu weit?

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