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Berlin: WM-Fest 2006: Schily treibt den Senat zur Eile Innenminister fordert Standort-Entscheidung

Weiter Streit über Party auf der Straße des 17. Juni

In die Debatte um die Vorbereitungen Berlins auf die Fußball-WM 2006 hat sich jetzt die Bundesregierung eingeschaltet. Innenminister Otto Schily (SPD) äußerte am Donnerstag unverhohlen Kritik am Senat, der bislang nicht entschieden hat, an welchem Ort das Fanfest für eine Million Menschen stattfinden soll. In vielen deutschen Städten würden die Feste mit Großbildleinwänden für Fans „zu einem gemeinschaftlichen und einmaligen Erlebnis werden“, sagte Schily dem Tagesspiegel. „Das muss auch für die Hauptstadt gelten.“

Der Senat will in der kommenden Woche über die Fan-Meile entscheiden. Weiterhin umstritten ist, ob die Straße des 17. Juni als Standort für Großbildleinwände und Partys in Frage kommt. Die WM-Organisatoren befürworten die Ost-West-Achse wegen ihrer Bekanntheit in aller Welt. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und andere Senatoren befürchten aber ein Verkehrschaos. Schily, der im Bundeskabinett für Sport zuständig ist, mahnt die Berliner Politik zur Eile. Es gelte, die sich bietende Chance „jetzt zu nutzen“. Die WM wird am 8. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion mit einer Kulturshow eröffnet, das Finale findet am 9. Juli statt.

„Wir prüfen mehrere Standorte“, sagte Senatssprecher Michael Donnermeyer auch am Donnerstag. Von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) war zuletzt der Vorschlag gekommen, die Straße des 17. Juni nur für zwei Wochen zu sperren und die Feste danach auf andere Standorte zu verteilen. Das missfällt den Organisatoren. „Eine halbe Weltmeisterschaft gibt es nicht“, heißt es aus dem Umfeld von WM-Organisationschef Franz Beckenbauer. Auch Industrie- und Handelskammer, die Berliner Tourismus-Marketing-Gesellschaft und der Bezirk Mitte befürworten die Straße des 17. Juni. Hier sollen nach bereits ausgearbeiteten Plänen Leinwände, Buden und Fußballplätze zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule errichtet werden.

Als Alternativen werden im Senat die Straße Unter den Linden, das Gelände am Spreebogen und die Entlastungsstraße zwischen der Straße des 17. Juni und Kemperplatz diskutiert. Unter den Linden wird jedoch, wie berichtet, auch im kommenden Sommer gebaut. Am östlichen Ende des Boulevards soll zudem der Palast der Republik abgerissen werden, was ein von Adidas geplantes Fanfest verhindert. Die Entlastungsstraße wäre eine Alternative, da sie mit der Öffnung des Tiergarten-Tunnels nicht mehr von Autos befahren wird. Allerdings ist sie relativ schmal, die Fans müssten in einem engen Schlauch vor Leinwänden stehen. Das Gelände am Spreebogen böte dagegen viel unverstellte Fläche, ist allerdings kaum erschlossen. Wowereit hat auch den Platz vor dem Roten Rathaus ins Gespräch gebracht. Hier werden jedoch Anwohnerklagen befürchtet.

Die Senatskanzlei hat kein Verständnis für Schilys Mahnung zur Eile. „Wir sind nicht zu spät dran, es ist noch ein Jahr Zeit“, heißt es dort.

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