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Berlin: Wo bleibt die Bahn?

Der Konzern will umziehen, denn der gemietete Sony-Turm wird auf die Dauer zu teuer. Bahnchef Mehdorn gibt sich geheimnisvoll

Von Klaus Kurpjuweit

Bahnchef Hartmut Mehdorn will partout nicht sagen, warum er einen neuen Standort für die Konzernspitze sucht, die derzeit im gläsernen Sony-Turm sitzt. Im Gespräch ist, wie berichtet, ein Umzug aufs Gleisdreieck, wo die Bahn unter anderem ein Hochhaus bauen lassen will. Die Deutsche Bahn hat ihre Abteilungen derzeit auf 15 Standorte in der Stadt verteilt, nur das ehemalige Stasi-Gebäude an der Ruschestraße in Lichtenberg ist dabei noch Eigentum es Unternehmens. Die Berliner Dienststellen sollen in Zukunft in einem Neubau am Nordbahnhof konzentriert werden.

Die Umzugsüberlegungen kommen jetzt so überraschend wie 2000 der Einzug der Zentrale in den Sony-Turm. Jahrelang war geplant worden, die Bahnspitze im neuen Lehrter Bahnhof, der jetzt Hauptbahnhof heißen soll, unterzubringen. Mit dem Einzug in den Sony-Tower waren diese Pläne, wie es damals hieß, vom Tisch. Die Bahn wollte sich auf Dauer am Potsdamer Platz 2 einrichten.

Von Anfang an war diese Entscheidung umstritten. Die Miete für den Turm, den die Bahn komplett bezogen hat, ist nicht gerade billig, wie Mitarbeiter süffisant sagen. Offiziell hat die Bahn nie gesagt, was sie sich die besondere Adresse kosten lässt.

Beim Lehrter Bahnhof brachte sich die Bahn durch den Verzicht auf den eigenen Einzug in Zugzwang. Weil nun Nutzer fehlten, erwog Mehdorn sogar vorübergehend, auf den Bau der so genannten Bügelbauten, die die große gläserne Halle quer überspannen, zu verzichten. Dann ließ die Bahn aber doch nach Investoren suchen, die sie bisher nicht präsentiert hat. In diesem Jahr kündigte Mehdorn schließlich an, die Bügelbauten würden auf jeden Fall gebaut – mit oder ohne Garantie auf Nutzer.

Für den Konzern selbst reiche der Platz im künftigen Hauptbahnhof (Lehrter Bahnhof) nicht aus, heißt es. Während der Turm auf dem Gleisdreieck mit 120 Meter noch höher werden soll als der Sony-Tower, begnügen sich die Bügelbauten mit einer Höhe von 46 Meter. Zudem hat die Bahn festgestellt, dass es kompliziert werden würde, von einem Bau zum anderen zu wechseln, weil dabei der öffentliche Teil des Bahnhofs durchquert werden muss.

Im Sony-Tower reicht aber der Platz auch nicht mehr aus. Konzipiert war der Standort für eine „schlanke“ Holding mit wenig Personal. Inzwischen ist die Konzernspitze aber auf etwa 850 Mitarbeiter gewachsen, weil sie mehr Aufgaben übernommen hat, als geplant war. Selbst die Abteilung Station & Service, die, wie berichtet, von Frankfurt (Main) nach Berlin zieht, schafft es nur in die Nähe der Zentrale. Sie zieht mit etwa 130 Mitarbeitern in die benachbarten Parkkolonnaden ein – als Mieter.

Die Bahn schafft es dabei, für gemietete Räume viel Geld auszugeben, während eigene Gebäude leer stehen oder verkauft werden sollen. Zum Teil treibt die Immobilienverwaltung die Bahn auch selbst aus den eigenen Räumen. So „flüchtete“ die S-Bahn GmbH aus dem Reichsbahn-Ämter-Haus an der Invalidenstraße in zwei Neubauten auf der anderen Straßenseite, weil dort die Miete günstiger war als bei der Bahnmutter. Deren Gebäude stand dann jahrelang leer. Es war zuvor aufwändig saniert worden.

Weitgehend leer steht dem Vernehmen nach auch die ehemalige Poliklinik am Schöneberger Ufer, wo einst die Hauptverwaltung der preußischen Eisenbahn residierte. Das Gebäude soll verkauft werden. Ein Verein, der im Dachgeschoss eine große Modellbahnanlage aufgebaut hatte, musste vor Jahren sein Werk deshalb demontieren.

Doch auch in Frankfurt (Main), wo nach wie vor zahlreiche Abteilungen der Bahn sind, sieht es nicht besser aus. Auch dort sind die meisten Gebäude gemietet. Immerhin hatte ein Mitarbeiter in Berlin eine Vermutung für Mehdorns neue Pläne: „Er will eben immer hoch hinaus“.

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