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Berlin: Wo die Nazis Krieg und Sport vermischten

Zur Fußball-WM öffnet ein Dokumentationszentrum auf dem Olympia-Gelände

Die während der Nazizeit erbaute Langemarckhalle auf dem Charlottenburger Olympiagelände wird bis zur FußballWM 2006 zum Dokumentationszentrum umgestaltet, das die Vergangenheit der Sportstätte aufarbeiten soll. „Deutschland wird ein geschichtsbewusster Gastgeber sein“, sagte Bundesinnenminister Otto Schily am Freitag, als er die Pläne gemeinsam mit Sportsenator Klaus Böger (beide SPD) und dem Architekten Volkwin Marg vorstellte.

Derzeit wird die Halle saniert. Das Land Berlin zahlt drei Millionen Euro für Umbauten, während der Bund 3,3 Millionen Euro für die Ausstellung beisteuert. Zudem wurde nun ein Vertrag mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geschlossen; diese fördert mit 200 000 Euro hauptsächlich die Instandsetzung des Glockenturms mit dem Nachguss der Olympiaglocke von 1936.

Die Langemarckhalle unter dem Glockenturm war anlässlich der damaligen Olympischen Spiele als „Heldengedenkstätte“ erbaut worden. Ihren Namen erhielt sie nach einer Schlacht aus dem Ersten Weltkrieg: 1914 waren rund 80 000 junge, schlecht ausgebildete und ausgerüstete Kriegsfreiwillige bei Langemarck in Belgien gefallen. Heute gilt die Schlacht als ein Symbol für sinnloses Sterben. Nun soll eine vom Deutschen Historischen Museum konzipierte Ausstellung die Instrumentalisierung des so genannten Heldentodes durch die Nazis thematisieren. Die Eröffnung ist für März oder April geplant. Während der Fußball-WM soll das Dokumentationszentrum fast durchgehend für alle Besucher geöffnet bleiben – außer an Spieltagen und am Tag davor.

Zur Ausstellung werden Dokumente, Fototafeln und ein „Multimedialabor“ gehören. Der Aufzug im Glockenturm soll gläserne Wände erhalten und Besucher vom Eingangsbereich in die eigentliche Halle darüber befördern; während der Fahrstuhlfahrt würden 12 Meter hohe Projektionen gezeigt, hieß es gestern.

Auch wenn die dunklen Seiten der Vergangenheit im Mittelpunkt stehen, soll das Dokumentationszentrum den Bogen weiter spannen – von den Vorläufern des Olympiastadions in den 20er Jahren bis zur Gegenwart und Zukunft. Die Idee stammte vom Architekten Volkwin Marg, dessen Büro Gerkan, Marg und Partner das Stadion für die WM modernisiert hat. CD

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