zum Hauptinhalt
Für den Wohnungsneubau soll ein großes Stück Wald weichen.

© Lutz Hannemann

Wohnquartier am Templiner See: Potsdam plant einen neuen Stadtteil im Westen

Die Stadt Potsdam plant ein neues Viertel: Wohnungen, Schulen, Kitas und Parkhäuser entstehen rund um den ehemaligen Hauptbahnhof Pirschheide.

Von Peer Straube

Erstmals seit langer Zeit soll Potsdam nicht nur im Norden wachsen, sondern auch im Westen: Die Stadt will ein 22 Hektar großes Gebiet am Bahnhof Pirschheide, inklusive der dortigen Parkplätze und des Waldstücks zwischen B1 und Tramtrasse, zum Entwicklungsgebiet erklären und plant dort einen neuen Stadtteil. 20 Prozent davon sollen Sozialwohnungen werden. Auch eine weiterführende Schule, eine Kita und ein Park-and-ride-Parkhaus sollen entstehen. Letzteres ist für Berufspendler gedacht, die am dann frisch ausgebauten Bahnhof Pirschheide vom Auto in die Regional- oder Straßenbahn umsteigen sollen – Pirschheide war bis 1993 der Potsdamer Hauptbahnhof.

Die Investitionskosten liegen „locker in dreistelliger Millionenhöhe“, heißt es aus Kreisen der Rathausspitze. Seit Monaten feilschen die Stadt, das Wohnungsunternehmen Pro Potsdam, das das Gebiet entwickeln soll, und das Land über den Preis für die Grundstücke. Denn Letzterem gehört der größte Teil der Flächen. Weil die Verhandlungen aber ergebnislos verliefen, will das Land mit einer sogenannten städtischen Entwicklungsmaßnahme Druck machen: Die Stadtverordneten sollen vorbereitende Untersuchungen mit dem möglichen Ziel beschließen, das Areal nach dem Vorbild des Bornstedter Feldes und des Kasernengeländes von Krampnitz zum Entwicklungsgebiet zu erklären. Ein solcher Beschluss hätte Folgen: Die jetzt geltenden Bodenpreise würden eingefroren, die Stadt könnte die Flächen also preiswert erwerben, erschließen – und anschließend im Wert erheblich gesteigert vermarkten.

Von den Planungen ist auch ein Landschaftsschutzgebiet betroffen

Das Gerangel um die Grundstücke ist allerdings nicht die einzige Schwierigkeit. Von den Planungen betroffen ist auch ein großes Waldstück, das zu einem Landschaftsschutzgebiet gehört. Vor einer Bebauung müssten demnach der Flächennutzungsplan geändert, der Schutzstatus aufgehoben und auch Bebauungspläne aufgestellt werden. Man wolle den Wald nicht komplett roden, die Bebauung solle in den Baumbestand integriert werden, heißt es zwar aus der Verwaltung. Wie wenig begeistert aber zumindest Teile der Stadtpolitik von den immer häufigeren Eingriffen in Potsdams Wälder sind, kann man aktuell am geplanten Waldcampus des Hasso-Plattner-Instituts am Griebnitzsee beobachten: Obwohl auch dort ein Teil des Waldes erhalten werden soll, fordern Grüne und Linke ein Werkstattverfahren.

Der Bahnhof Pirschheide heute: Eine Disco.
Der Bahnhof Pirschheide heute: Eine Disco.

© Manfred Thomas

Strategisch wäre ein Stadtviertel an der wichtigen Ausfallstraße nach Werder sicher ein Gewinn. Berufspendler müssten sich nicht mehr mit dem Auto über die Zeppelinstraße quälen, sondern könnten es am Bahnhof Pirschheide abstellen. Denn auch die Bahn hat mit Potsdams einstigem Hauptbahnhof große Pläne. 2021/22 soll die Station ausgebaut werden. Alle bestehenden Bahnsteige, auch die zwei oberen, stillgelegten, sollen abgerissen und durch moderne Bahnsteige nebst Blindenleitsystem, Beleuchtung und Wetterschutz ersetzt werden, erklärte ein Bahnsprecher. Zudem sollen die oberen Bahnsteige über Aufzüge und damit barrierefrei erreichbar sein.

Die oberen Bahnsteige sind nicht in Betrieb.
Die oberen Bahnsteige sind nicht in Betrieb.

© Manfred Thomas

Diese beiden oberen Bahnsteige sind besonders wichtig, weil sie am Berliner Außenring liegen und künftig auch die bislang von der Bahn ungehobenen Pendlerpotenziale aus Werder (Havel) erschließen sollen, die dann von dort direkt nach Golm oder zum Flughafen Schönefeld fahren können. Wie viel die Bahn an der Station Pirschheide investiert, sei noch unklar, so der Sprecher. Man befinde sich noch in einer frühen Planungsphase. Auch die Tramtrasse müsste in ihrem Verlauf geändert und dem neuen Quartier angepasst werden. Wahrscheinlich ist der Neubau einer Haltestelle direkt vor dem Bahnhofsgebäude. Auch das vor drei Jahren geschlossene Ausflugslokal Seekrug ist Bestandteil der Planungen. Der in den 30er-Jahren errichtete Fachwerkbau soll nach dem Willen der Stadt erhalten und auch wieder als Restaurant eröffnet werden.

Zur Startseite