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Hier könnte noch gebaut werden: Diese Karte zeigt, wo laut Senat besonders viel Platz für Neu.- und Ausbauten wäre.

© Bartel

Wohnungsbau in Berlin: Ist hier noch ein Plätzchen frei?

Der Berliner Senat durchkämmt die Bezirke auf der Suche nach Flächen für den Neubau. Allein in Neukölln wäre Raum für 14 000 Wohnungen. Und der SPD-Chef macht einen ungewöhnlichen Kompromissvorschlag für mehr Wohnungen am Tempelhofer Flugfeld.

Sieben Bezirke schauen in ihren Ortsteilen genauer hin. Der erste hat nun die Ergebnisse seiner Studie veröffentlicht: Neukölln hat noch viele Wohnungsbaupotenziale, oder wie es in der Studie heißt – noch Platz für 14 130 Wohnungen. Rund 8300 Wohnungen davon könnten auf „überwiegend unbebauten Flächen“ entstehen. Frühere Gewerbeflächen von Vivantes etwa oder das Gebiet des stillgelegten Spaßbades „Blub“ sollen mit Wohnungen bebaut werden. Außerdem können die bereits bestehenden Quartiere „nachverdichtet“ werden – zum Beispiel durch den Ausbau von Dachgeschossen oder das Schließen von Baulücken. Allein in diesem Bereich haben die Experten ein Potenzial von 4400 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern ausgemacht sowie zusätzliche 1000 Eigenheime. Ein Schwerpunkt der Entwicklung könnte in und um die Gropiusstadt entstehen, wo im Bezirk drei Gebiete mit 400 Wohneinheiten südlich der Großsiedlung, 385 rund um die Siedlung und weitere 275 Wohnungen westlich des Denkmals industriell hergestellten Siedlungsbaus entstehen könnten.

„Es darf gebaut werden“

„Wir haben erkannt, dass die Bezirke die wichtigsten Partner und Verbündeten sind, um den Neubau anzukurbeln“, sagte der für den Wohnungsbau in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zuständige Staatssekretär Ephraim Gothe (SPD). Deshalb hatte der Senat den Bezirken im vergangenen Jahr Gelder bereitgestellt, um Studien zu den vorhandenen Wohnungsbaupotenzialen in Auftrag zu geben. Sieben der zwölf Berliner Bezirke nahmen das Angebot an – „und die letzten fünf werden es auch noch tun“, gab sich Gothe zuversichtlich.

„Es darf gebaut werden“, wurde die Studie überschrieben – doch mehr als ein Signal an die Grundstückseigentümer ist es vorerst nicht. Zwingen kann der Bezirk niemanden, denn der größte Teil der Grundstücke, auf denen Wohnungen gebaut werden können, sind in Privateigentum. Auch beklagt sich andererseits so mancher willige Investor, dass Baugenehmigungen nicht schnell genug bearbeitet würden. Auch diesen Engpass will der Senat beheben und hat in den Entwurf für den Doppelhaushalt 2014/2015 Mittel zur Finanzierung von jeweils sechs zusätzlichen Stellen pro Bezirk für deren Bau- und Planungsabteilungen eingetragen. Außerdem sollen die Bezirke für jede genehmigte neue Wohnung eine Prämie von 500 Euro erhalten. Die Mittel könnten ab kommendem Jahr fließen, wenn der Haushalt im Dezember planmäßig verabschiedet wird.

SPD-Chef Stöß will das Dach der einstigen Flughafenanlage ausbauen lassen

Und noch eine Hürde steht immer häufiger Neubauplänen im Wege: Proteste von Bürgern, die sich häufig zu Initiativen bündeln. Davon betroffen sind auch die Planungen zur Bebauung der Buckower Felder am äußersten südlichen Rand des Bezirks. Staatssekretär Gothe reagiert darauf erstaunt: „Ach echt, danach schließt doch nur noch die asiatische Steppe an.“

Zu einem Volksbegehren ausgewachsene Widerstände gibt es bekanntlich auch gegen die Planungen für den Bau von mehr als 1660 Wohnungen am Neuköllner Rand des Tempelhofer Feldes. Einigkeit zwischen SPD-geführter Senatsbauverwaltung, SPD-Fraktion sowie Partei herrscht allerdings hier einmal, dass man sich diesem Druck nicht beugen wird. Berlins SPD-Chef Jan Stöß brachte im Gespräch mit dem Tagesspiegel in diesem Zusammenhang eine Öffnung des Daches der Flughafengebäude für alle Berliner ins Gespräch. Dort oben habe man einen wunderbaren Blick auf die Stadt, auf das Feld, sagte Stöß. Im Ringen um zusätzliche Millionen für das stark sanierungsbedürftige Baudenkmal hatten sich die Experten im Fachausschuss auf die Gewährung zusätzlicher 1,5 Millionen Euro geeinigt. Dieses Geld soll nach dem Willen von Stöß in den Ausbau des Daches gesteckt werden. „Dies wäre auch ein Ausgleich für die Bebauung der Ränder des Feldes“, sagte er.

7 000 Wohnungen werden dieses Jahr in Berlin fertig

Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing sieht den Bezirk durch die ausgewiesenen Flächen gut gerüstet, um den laut Bevölkerungsprognose zusätzlichen 21 000 neuen Bewohnern ein Dach über den Kopf bieten zu können: Statistisch gesehen wäre dazu der Bau von 11 000 neuen Wohnungen erforderlich. Und auch der Staatssekretär der Senatsbauverwaltung Gothe sieht erste Erfolg bei der Ankurbelung des Wohnungsneubaus. In Berlin werde die Zahl der Baugenehmigungen von 7 000 im Jahr 2011 auf „mehr als 10 000 in diesem Jahr“ steigen. Und es würden auch immer mehr Wohnungen fertiggestellt: voraussichtlich 7 000 in diesem Jahr, doppelt so viel wie vor zwei Jahren.

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