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Exerzierplatz ade. Die denkmalgeschützten Mannschaftsgebäude aus den Dreißigerjahren sollen in Krampnitz als erstes saniert werden.

©  Stadt Potsdam

Wohnungsbau in Potsdam: Aus der Krampnitzkaserne sollen Mietwohnungen werden

Noch bröckeln die Gebäude der alten Potsdamer Militäranlage vor sich hin. Doch ihr Umbau ist schon geplant.

Von der Decke des einstigen Mannschaftsgebäudes tropft Regenwasser, auf dem Fenstersims wächst Unkraut und im morschen Treppenhaus hüpfen die Frösche. Die Natur hat sich die Bauten auf dem seit mehr als 20 Jahren brachliegenden Gelände der Krampnitzkaserne im Norden Potsdams zurückerobert. Doch schon in wenigen Jahren sollen die Dächer der denkmalgeschützten Häuser aus den dreißiger Jahren geflickt, die Fenster ersetzt und Familien eingezogen sein. Die Stadtverwaltung will aus Krampnitz ein neues Wohnviertel machen, eines Tages sollen in sanierten und neu errichteten Gebäuden 3800 Menschen leben. Noch ist man allerdings mit der Planung beschäftigt – und dem Kampf gegen den weiteren Verfall.

„95 Prozent des Baumbestandes ist Wildwuchs“, sagt Hubert Lakenbrink und zeigt auf den Wald zwischen den meist dreistöckigen Gebäuden. Er koordiniert das Großprojekt Krampnitz für die städtische Bauholding Pro Potsdam und kennt das Gelände wie kein Zweiter. Zu Beginn des Jahres seien die ersten Bäume gefällt, Gestrüpp entfernt worden. Im Herbst soll es weitergehen. Gebäude sollen endlich gegen Wasser geschützt werden, unter anderem mit Folien. Die Turnhalle wie auch die 1980er-Jahre-Plattenbauten im Süden des Geländes, die nicht zur Originalbebauung gehörten, sollen allerdings abgerissen werden, ebenfalls die Panzerwerkstätten und anderen Militärbauten aus der Sowjetzeit. Noch unklar ist, was mit dem Bergviertel passiert. Auch dieses steht – wie die Mannschaftsgebäude, der Turm oder das Casino – unter Denkmalschutz. Doch ein Gutachten, das derzeit erstellt wird, könnte auch ergeben, dass einzelne Gebäude nicht mehr zu retten sind und abgerissen werden müssen, wie Lakenbrink sagt.

Das ehemalige Offizierskasino ist noch am besten erhalten.
Das ehemalige Offizierskasino ist noch am besten erhalten.

©  Stadt Potsdam

Nachdem die Kaserne 1939 fertiggestellt war, wohnten in 50 Wohnungen der gelben, zweistöckigen Häuschen zunächst die Familien der Berufssoldaten, Handwerker und auch andere Bürger. Denn die Gebäude lagen außerhalb der eigentlichen Heeres-, Reit-, Fahr- und Kavallerieschule Krampnitz. Erst als die Russen das Gelände nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen, zäunten sie das Bergviertel mit ein. „Städtebaulich ist das hier großartig“, schwärmt Lakenbrink, gelernter Architekt. Zwischen Straße und Häusern lag früher jeweils ein Grünstreifen, zwischen den Gebäuden verliefen niedrige Mauern, die die hinteren Gärten von der Straße abgrenzten. „Wenn wir die Häuser abreißen müssen, wollen wir das in einer ähnlichen Form wieder bauen. In seiner Einfachheit ist das genial.“

Erhalten bleiben sollen die 30 Mannschaftsgebäude. Die Backsteinriegel werden voraussichtlich zu Mehrfamilienhäusern mit Mietwohnungen umgebaut. Möglich wäre aber zum Beispiel auch ein Altenheim in einem der Bauten, sagt Lakenbrink. „Die Gänge sind breit genug, um Betten hindurchzuschieben.“

Unklar ist auch noch, was mit den Sondergebäuden unweit des Turms am Krampnitzsee passieren soll, also etwa mit dem Casino. Noch heute strahlt dies den Glanz längst vergangener Zeiten aus: Ledertapeten an den Wänden, ein glitzerndes Mosaik an der Decke und meterhohe Fenster. Im Freien luden früher ein Innenhof mit Springbrunnen und eine Terrasse mit Seeblick zum Verweilen ein. Anbieten würde sich eine kulturelle Nutzung oder ein Tagungszentrum, sagt Lakenbrink. „Die Frage ist aber, wer das betreiben soll.“ Schließlich muss sich das neue Viertel finanziell tragen.

Wie das Casino oder auch das Fähnrichsheim mit seinem angeschlossenen Theater – ein einst prunkvoller Raum mit Bühne, Kassettendecke und Empore – genutzt werden kann, soll in einem städtebaulichen Wettbewerb geklärt werden. Ebenfalls gefordert sind Vorschläge dazu, wie die Kaserne mit dem Krampnitzsee verbunden werden kann – derzeit bildet die Bundesstraße 2 noch eine nicht ungefährliche Schneise. Der Wettbewerb wird noch in diesem Jahr beginnen, weitere sollen folgen.

Im Frühjahr 2015 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden; unter anderem müssen die Straßen grundlegend saniert werden. Nicht nur die Witterung, auch die Nutzung des Geländes als Filmkulisse hat Spuren hinterlassen. Mehrere große Schlaglöcher seien allein in den vergangenen Wochen entstanden, heißt es, weil die Lastkraftwagen des Drehteams für den Hollywood-Kassenschlager „Tribute von Panem“ über das historische Pflaster gedonnert sind.

Katharina Wiechers

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