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Die GSW legt den Börsengang auf Eis.

© dpa

Wohnungsbauunternehmen: Anleger haben kaum Interesse an GSW-Aktien

Die Eigentümer des Wohnungsunternehmens GSW legen ihre Börsenpläne auf Eis – und müssen trotzdem 30 Millionen Euro ans Land Berlin überweisen. Der Mieterverein findet das vorläufige Scheitern des Börsengangs erfreulich.

Der geplante Börsengang des Wohnungsunternehmens GSW ist vorläufig gescheitert, das Land Berlin wird aber trotzdem um 30 Millionen Euro reicher. „Das Geld ist für die Erlaubnis zum Börsengang vereinbart“, sagte der Sprecher der Senatsfinanzverwaltung, Daniel Abbou. Gezahlt werden müsse unabhängig davon, wann das Unternehmen an der Börse platziert wird. Stichtag für die Zahlung ist laut Abbou der 10. Mai. Für die rund 130 000 Mieter der GSW soll die Entwicklung keine Auswirkungen haben, sagte Unternehmenssprecher Thomas Rücker.

Noch vor zwei Wochen war der geplante Börsengang zur Machtprobe in der SPD-Fraktion und damit der rot-roten Koalition geraten. Gerade noch rechtzeitig zur Abstimmung im Abgeordnetenhaus konnte SPD-Fraktionschef Michael Müller die Abweichler in seiner Fraktion auf Linie bringen. Für die Platzierung an der Börse stimmte dann Rot-Rot gemeinsam mit der FDP. Der Fraktionschef der Liberalen, Christoph Meyer, nannte es „misslich“, dass es jetzt nicht geklappt hat, die GSW an die Börse zu bringen. Dennoch sei die Zustimmung dazu richtig gewesen. Befremdet zeigte sich CDU-Fraktionsgeschäftsführer Florian Graf: „Es ist schon bemerkenswert, dass man alle Hebel in Bewegung setzt – bis hin zu einer Sondersitzung des Parlaments –, um dann kurz vor Toreschluss den Börsengang doch noch zu verschieben.“ CDU und Grüne waren gegen eine Börsennotierung. Grünen-Haushaltsexperte Jochen Esser sprach von einem „absurden Kasperletheater“. Er appellierte an den Senat, Unsicherheiten bei den Mietern vorzubeugen.

Als erfreulich bezeichnete Mietervereins-Geschäftsführer Reiner Wild das vorläufige Scheitern des Börsengangs, den der Mieterverein abgelehnt hatte. Allerdings sei die Frage, was dies für die Zukunft bedeutet und ob nicht die gesamte Veräußerung des Unternehmens erneut auf die Tagesordnung komme. In diesem Fall sei der Senat aufgefordert, Investoren ins Spiel zu bringen, die „sich dem sozialen Wohnraum verpflichtet fühlen“.

Nicht überrascht von der Entwicklung zeigte sich Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Die Aktienmärkte seien wegen der Griechenlandkrise „in Aufruhr“, die GSW komme mit ihren Börsenplänen „zwei Wochen zu spät“. Kunert glaubt, dass ein zweiter Anlauf vor dem Sommer unwahrscheinlich ist. „Ich befürchte, die GSW-Eigentümer werden den Börsengang für eine längere Zeit verschieben müssen.“ Gut die Hälfte des geplanten Emissionserlöses von bis zu 491 Millionen Euro sollte in die Kassen der GSW-Altaktionäre, des Goldman-Sachs-Fonds Whitehall und des Finanzinvestors Cerberus, fließen.

Schon wenige Tage vor dem geplanten Börsengang hatten Anleger am sogenannten Graumarkt wenig Interesse an den GSW-Papieren gezeigt. Am Graumarkt können neue Aktien schon gehandelt werden, bevor sie an der Börse notiert werden. „Die Umsätze tendieren gegen Null“, sagten Börsianer. „Weder Erfolg oder Misserfolg noch der Ausgabepreis lassen sich abschätzen“, hieß es im Vorfeld des verschobenen Börsengangs.

Die Preisspanne, in der die GSW-Aktien angeboten worden waren, lag bei 15,00 bis 18,50 Euro. Offenbar war das vielen Investoren zu teuer, obwohl die Aktien damit insgesamt weniger Wert waren als der Nettovermögensbestand der GSW. Das Unternehmen hatte seinen Wohnungsbestand zuletzt – zur Verwunderung einiger Beobachter – aufgewertet. „Viele Immobilienunternehmen haben ihr Portfolio abgewertet“, sagte Michael Kunert von der SdK. „Eigentümlich, dass die GSW das Gegenteil getan hat.“

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