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Berlin: Wohnungsleerstand: Die gute Nachricht: Berlin hat es besser als Leipzig

Bei den Zahlen sind sich die Experten einig. Rund 100 000 Wohnungen stehen leer in Berlin.

Bei den Zahlen sind sich die Experten einig. Rund 100 000 Wohnungen stehen leer in Berlin. Und auch dazu, wie das zu bewerten sei, ob der massenhafte Leerstand nun schlimm ist oder ein Segen, wurden kaum Widersprüche laut beim 82. Stadtforum, das am Freitagabend im Alten Stadthaus in Mitte tagte. In Berlin sei Leerstand ein kleines Problem, anderswo ein großes.

Seit eine Regierungskommission im vergangenen November ihren Bericht "Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in den neuen Bundesländern" vorlegte, wird über den Umgang mit den leeren Wohnungen in Ostdeutschland mit einer neuen Sachlichkeit diskutiert. Eine Million sind es bereits, es könnten in zwanzig Jahren doppelt so viele sein. Die Kommission empfiehlt den flächendeckenden Abriss, nicht nur in den Plattenbau-Siedlungen am Stadtrand, sondern auch in den Altbauvierteln der Innenstädte, da leer stehende Häuser ganze Viertel in einen Abwärtsstrudel ziehen könnten. In Leipzig wird derzeit der Abriss hunderter Gründerzeithäuser geplant. Hinrich Lehmann-Grube, der ehemalige Oberbürgermeister dieser Stadt und Chef der Leerstands-Kommission, sagte, dass so etwas in Berlin wohl nicht in Frage käme, da die Situation hier entspannter sei. Hier stünden nirgendwo, wie zum Beispiel in der Großsiedlung Stendal Süd in Sachsen-Anhalt, 42 Prozent der Wohnungen leer.

Gleichwohl konzentriert sich der Leerstand auch in Berlin auf die Plattenbau-Großsiedlungen der DDR-Zeit und unsanierte Altbauviertel in den Innenstadtbezirken des Ostens. Allerdings müsse man differenzieren, sagte Wolfgang Krug, Vorstand der Deutschen Kreditbank Berlin. "Gemessen am Gesamtbestand ist der Leerstand im Plattenbau am geringsten", sagte er.

Angesichts der Konzentration des Leerstands auf wenige Viertel hält es Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) für die wichtigste Aufgabe, ihn "zu dezentralisieren". Auch die Sanierung müsse weitergehen. "Wir reden nicht über Defizite, wir reden über Potenziale" sagte Strieder. Dem stimmte auch sein Bau-Staatssekretär Frank Bielka zu, der eine "städtebauliche Chance" im Massen-Leerstand sieht. Es gebe jetzt die Gelegenheit, Teilabrisse in einzelnen Quartieren vorzunehmen.

Bereits im Januar fand eine Stadtforums-Diskussion zum Thema statt, die mit dem Ergebnis beendet wurde: Berlin ist nicht betroffen. 50 000 leer stehende Wohnungen seien so gennannte Umzugsreserve. So viele seien in einer Stadt wie Berlin mit insgesamt 1,8 Millionen Wohnungen immer unbewohnt, weil sie in Kürze bezogen würden oder gerade frei geworden seien. Trotzdem hat Berlin es mit einer Entwicklug zu tun, die sich in absehbarer Zeit nicht umkehren wird. Die Stadt wird weiter Einwohner verlieren.

Was muss getan werden, um in die leeren Viertel wieder Mieter zu locken? Die Stadtrandgegenden müssten ihr "Erscheinungsbild verbessern", sagte Wolfgang Krug, für die Wohnungswirtschaft zuständiger Vorstand der Deutschen Kreditbank. Das werde den Leerstand an sich aber nicht beseitigen, sagte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD). "In einer Stadt mit mehr Wohnungen als Haushalten sind logischerweise nicht alle vermietet, das ist eine einfache Rechenaufgabe", sagte er.

Das Stadtforum Berlin ist im Jahr 1991 vom Senat geschaffen worden. Fachleute sollen die Stadtregierung bei städtebaulichen Grundsatzentscheidungen beraten.

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