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Flüchtlinge kommen in Berlin an.

© dpa

Wohnungsstreit Berlichingenstraße: Noch keine Lösung für Wohnungslose in Moabit

Wohnungslose oder Flüchtlinge? Wer darf in der Berlichingenstraße in Moabit leben? Viele Vorschläge, aber noch immer keine Einigung.

Ein wenig niedergeschlagen, ja enttäuscht blieben sie am Ende des Gesprächs zurück: Der Wunsch, das Haus an der Berlichingenstraße in Moabit als Verein betreiben zu können, wird sich für die dort lebenden Wohnungslosen nicht erfüllen - vorerst jedenfalls. Nach zahlreichen vergeblich getätigten Anfragen konnten die Bewohner, das Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ und Bezirksstadtrat Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grüne) am Donnerstag aber mit einer Vertreterin der Hausverwaltung „Berolina“ sprechen.

Es muss geklärt werden, ob und wie die dort zurzeit lebenden 24 Männer in dem Haus wohnen können. Dem ehemaligen Betreiber „Gästehaus Moabit“, der die Zimmer an die Wohnungslosen vermietete, hatte der Eigentümer zum 29. Februar gekündigt. Stattdessen soll er angeblich mit dem Hostelbetreiber „Gikon“ einen Vertrag geschlossen haben, der in dem Gebäude Flüchtlinge unterbringen will. „Wir werden hier gegen die Flüchtlinge ausgespielt. Das kann nicht sein“, sagt der 33-jährige Micha, der seit fünf Jahren in der Berlichingenstraße 12 lebt. Gegen die Kündigung wehren sich die Männer und das Bündnis „Zwangsräumung verhindern“. Der ehemalige Betreiber hat das Haus Ende Februar verlassen, die Wohnungslosen aber sind geblieben. Die Stadt hatte dem Eigentümer angeboten die Miete in Höhe von 10.000 Euro zu übernehmen. Zu einem Gespräch sei dieser aber bisher nicht bereit gewesen, sagte Bezirksstadtrat Stephan von Dassel.

Hausverwaltung will anderweitig Wohnraum organisieren

Für Donnerstag hatte die Hausverwaltung den ehemaligen Betreiber nun zur Schlüsselübergabe geladen. Stattdessen passten die Wohnungslosen und von Dassel eine Mitarbeiterin der Hausverwaltung ab. Der Vorschlag: Der Verein, bestehend aus Bewohnern, will das fünf Etagen umfassende Haus mit Stiftungsgeldern und eigener Arbeit sanieren. „Für uns ist das Haus sehr wichtig. Wir haben hier eine Meldeadresse, können ein Konto betreiben. Es ist schwer, eine andere Wohnung zu finden“, betont Bewohner Micha. Bleibe in dem Haus noch Platz für Flüchtlinge, dann seien diese auch willkommen.

Die Hausverwaltung machte stattdessen aber einen Gegenvorschlag, wie von Dassel den anderen nach einem Vier-Augen-Gespräch mit der Mitarbeiterin mitteilte. Demnach macht die Mitarbeiterin von „Berolina“ das Angebot, die Männer in anderen Wohnungen zu dritt oder zu viert unterzubringen. „Das Haus soll leer werden. Auf das Betreibermodell mit einem Verein lassen sie sich nicht ein“, sagte der Grünen-Politiker. Gegenüber der Idee der Hausverwaltung ist er aber nicht abgeneigt. „Wir wollen niemanden zwingen, umziehen zu müssen. Aus Bezirkssicht sollte es das Ziel sein, die Männer in Wohnungen mit normalen Mietverträgen zu bringen.“ Wegen der Mietkosten könne die Hausverwaltung auf den Bezirk zählen.

Die Bewohner sind von dem Vorschlag weniger begeistert. Sie wollen, dass das Haus für Wohnungslose weiter offen steht. Steve Rauhut, Unterstützer des Bündnisses, betont: „Diese Idee klingt nach einem Ablenkungsmanöver. Ich habe die Befürchtung, dass sie uns klein machen wollen.“ Seine Bedingung: Wenn es für die Bewohner die Möglichkeit gibt, in Wohngemeinschaften umzuziehen, dann sollte das für alle gelten.

Julia Bernewasser

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