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Wowereit auf Bezirkstour: Bloß nichts anbrennen lassen

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit setzt in Tempelhof-Schöneberg seine Tour durch die Bezirke fort – und findet wenig Regierungsbedarf.

Der Sturz des Regierenden Bürgermeisters wird auch an diesem Vormittag wieder sorgfältig vermieden. Klaus Wowereit trägt Helm und ist angeschnallt, als er sich auf einer Feuerwehrleiter in 30 Meter Höhe ziehen lässt, um seinen Sprengel von ganz oben zu begutachten. Für alle Fälle ist Bernhard Muschick dabei, der Leiter der Feuerwache in der Schöneberger Feurigstraße – Wowereits erster Gastgeber bei diesem Bezirksbesuch. Es ist ein Heimspiel für den gebürtigen Lichtenrader, auch wenn Schöneberg sich etwas kapriziöser gibt als das mit ihm verbandelte kreuzbrave Tempelhof.

In der Feuerwache zum Beispiel läuft das Wasser in den Keller. Deshalb wachsen drunten, wie es Muschick formuliert, schon die Stalagmiten, und die Fahrzeuge müssen auf dem Hof gewaschen werden. Auch der leitende Notarzt der Feuerwehr hat Sorgen, er droht relativ unverblümt mit Kündigung im kommenden Jahr, falls man ihn und seine fünf Kollegen nicht arztmäßig bezahlen könne – ein kleines, offenbar erfolgreiches Modell steht auf der Kippe. Aber das regeln wir schon, sagt der stellvertretende Landesbranddirektor Karsten Göwecke, und Wowereit kann weiterziehen, ohne spontan irgendetwas durchregieren zu müssen.

Auch im Wohnblock an der Pallasstraße, der den bösen Namen „Sozialpallast“ trug, bis er auf „Pallasseum“ umgetauft wurde, brennt nichts. Ein friedlicheres Gegenbild zu den Sarrazin-Obsessionen ist kaum denkbar, und die Prokuristin der Eigentümergesellschaft, Sigrid Willhöft, kocht immer noch, wenn sie daran erinnert, dass CDU-Mann Landowsky den kompletten Bau 1998 am liebsten auf den Laster geworfen hätte. Heute ist der Fast-Slum eine friedliche Nachbarschaft mit langen Wartelisten für leere Wohnungen, junge, gut ausgebildete Leute ziehen nach – und die wichtigste Sorge besteht im Moment darin, dass die Einschnitte in die Städtebauförderung das Quartiersmanagement gefährden. Wowereit nickt, hört zu, lässt sich erklären, warum niemand etwas gegen die Satellitenschüsseln auf den Balkons unternimmt („dann wäre sofort die Hälfte der Mieter weg!“) und fährt anschließend aufgeräumt nach Marienfelde: Hier ist offenbar alles im grünen Bereich.

In Marienfelde auch. Dort trifft er die Unternehmer, die sich zum „Netzwerk Großbeerenstraße“ zusammengeschlossen haben, um ihre Interessen besser vertreten und Synergien nutzen zu können. Sie kommen zurecht, blicken auf erfreuliche Zahlen, und als einer dezent auf ein wenig mehr staatliche Unterstützung anspielt, wird er von Wowereit in die Schranken gewiesen: „Eigeninitiative!“ Nächster Haltepunkt: Tempelhofer Hafen. Na, dem geht es auch nicht schlecht.

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