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Berlin: Wütende Menge greift Polizisten an

Etwa 80 Menschen wollten in Kreuzberg zwei zwölfjährige Räuber befreien. CDU und Gewerkschaft warnen vor „polizeifreien Zonen“

Ein alltäglicher Polizeieinsatz: Zwei junge Räuber sollen festgenommen werden. Doch eine wütende Menge von etwa 80 bis 100 Personen, ältere und junge Männer, sammelt sich am Dienstagabend sofort in der Kreuzberger Wrangelstraße und attackiert die Beamten mit Beschimpfungen und Schlägen. Ein 23-Jähriger, der in das Polizeiauto eindringen will, um die zwei Jungen zu befreien, wird ebenfalls festgenommen. Zuvor hatte Mehmet S. das Auto durch Tritte beschädigt. Nur knapp gelingt es, die beiden Zwölfjährigen und Mehmet S. wegzufahren.

Erst als Bereitschaftspolizei mit weiteren 40 Beamten eintrifft, ist Ruhe auf der Straße. Zwei Polizisten werden durch Schläge verletzt. In ihrer offiziellen Darstellung verschweigt die Polizei, dass außer dem deutschen Raubopfer alle anderen Beteiligten an der Aufruhr aus türkischen oder arabischen Familien stammen. Die zwei festgenommenen türkische Jungen hatten Anton G. geschlagen und beraubt. Erst vor zwei Wochen hatten im gleichen Kiez etwa 100 Türken die Feuerwehr beim Löschen bedrängt (siehe Kasten unten). Wie es bei der Polizei hieß, gebe es inzwischen bestimmte Viertel in der Stadt, in denen die Polizei bei Einsätzen nur in doppelter Stärke anrückt. Ein Anrufer beim Polizeinotruf 110, der kürzlich eine nächtliche Schlägerei melden wollte, wurde gefragt: „Sind da Araber beteiligt?“

Der Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP, Klaus Eisenreich, wirft der Polizei vor, das „Problem Gewalt gegen Polizisten absichtlich runterzuspielen“. Vor allem nachts gebe es bereits „polizeifreie Zonen“, sagt Eisenreich. Der CDU-Innenpolitiker Frank Henkel forderte mehr Polizei und nannte den Fall ein „Warnzeichen“. Gewerkschaftsfunktionär Eisenreich machte eine „gescheiterte Integrationspolitik“ für die Attacken junger Ausländer auf Polizisten verantwortlich. Henkel forderte eine verstärkte Integration – damit es in Berlin keine französischen Verhältnisse gibt.

Für den festgenommenen 23-Jährigen stellt sich die Situation indessen ganz anders dar: Er habe die Polizisten „höflich“ gefragt, wieso 12-Jährige wie erwachsene Männer mit Handschellen gefesselt würden. Die Antwort habe gelautet: Kinder seien heute so schlimm, und er solle „zurück in seine Heimat“. Im Polizeiauto sei er geschlagen worden, sagte Mehmet S. nach seiner Entlassung gegenüber dem Tagesspiegel. Die Anwohner in der Wrangelstraße hätten nur „zugesehen“, so seine Darstellung.

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