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CDU-Landeschef Henkel mit der designierten Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer.

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Yzer als Obernitz-Nachfolgerin: Henkel findet doch noch eine Frau in der CDU

Keine vier Tage hat CDU-Landeschef Henkel gebraucht, um eine neue Wirtschaftssenatorin zu finden. Dass es diesmal eine CDU-Frau ist, gehört zu den logischen Konsequenzen aus dem Obernitz-Problem.

Das ging doch schneller als erwartet. CDU-Landeschef Frank Henkel hat mit Cornelia Yzer eine neue Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung gewinnen können. Die 51 Jahre alte Juristin, zuletzt Pharma-Lobbyistin in Berlin, hat sich dem CDU-Präsidium vorgestellt. In zwei Wochen soll sie im Abgeordnetenhaus vereidigt werden. Die Zeit brauche sie, um ein paar Angelegenheiten zu regeln, sagte Henkel am Mittwoch bei der Vorstellung seiner Wahl.

Der Innen- und Aushilfs-Wirtschaftssenator war erkennbar mit sich zufrieden. Keine vier Tage hatte er gebraucht, um Ersatz für Sybille von Obernitz zu finden; die parteilose frühere IHK-Leitungskraft hatte am Sonnabend um ihre Entlassung gebeten, frustriert von einem Machtkampf mit den Managern der landeseigenen Messegesellschaft. Dass Henkel relativ rasch auf Yzer kam, dürfte mit seinem seit Wochen gestiegenen Frust über Obernitz zu tun haben. Er gehe nicht gern unvorbereitet in bestimmte Situation, sagte er im Rückblick auf das vergangene Wochenende und deutete an, dass er sich über einen Ersatz für Obernitz schon länger Gedanken gemacht habe.

Dass mit Yzer nun eine CDU-Frau antritt, gehört für Henkel und die anderen Präsidialen zu den logischen Konsequenzen aus dem Obernitz-Problem; ihr hatten CDU-Vordere genauso wie Abgeordnete vorgehalten und nachgesagt, sie lasse sich auf Partei und Fraktion nicht ein, verstehe Kommunikation in der Politik einfach nicht. Yzer ist anders. Was politische Kommunikation ist, dürfte die frühere Bundestagsabgeordnete aus ihren Zeiten als Parlamentarische Staatssekretärin kennen. Von 1992 bis 1994 hatte sie das Amt bei der damaligen Frauen- und Jugendministerin Angela Merkel inne, danach bis 1997 beim Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Jürgen Rüttgers. Im Anschluss hat sie den Verband forschender Arzneimittelhersteller aufgebaut und sei mit ihm im Jahr 2000 nach Berlin umgezogen. Nach 15 Jahren indes habe sie eine „neue Herausforderung“ gesucht.

Womöglich kam das Ende an der Spitze der Lobby-Organisation auch, weil Yzer nicht genau im Blick hatte, was Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) mit der Pharmaindustrie vorhatte. Jedenfalls war Yzer nach einem kurzen Gespräch mit Henkel am Samstag zu einem langen Gespräch in aller Kaffeehaus-Öffentlichkeit (am Roseneck) bereit. Ein Tag Bedenk- und Gesprächszeit mit ihrer 13 Jahre alten Tochter – sie sei alleinerziehende Mutter – habe mit dem Entschluss geendet, die Herausforderung anzunehmen. Am Dienstagabend stellte Henkel sie dann einem kleinen Vorstandskollegenkreis vor. Yzer will am Donnerstag die Fraktion kennenlernen und in Kürze auch eine ausgewählte Parteiöffentlichkeit auf einem kleinen Landesparteitag, und sie will auch ihre politische Heimat vom frühen Bundestagswahlkreis Märkischer Kreis (in Nordrhein-Westfalen) nach Berlin verlagern.

Denn Kommunikation und das Mitnehmen der Parteifreunde sind eine Grundvoraussetzung erfolgreichen Wirtschaftssenatorentums. Dass Yzer keine nur spröde Politikerin werden wird, deutete sie am Mittwoch an. Nach privaten Interessen befragt sagte sie, mit ihrer Tochter gehe sie gern am Sonntag nach dem Frühstück in eine Kunstausstellung, ansonsten wolle sie das Kind aus der Öffentlichkeit heraushalten. Sie habe immer so viel gearbeitet, dass für Privates kaum Zeit blieb. Freundliche, eng begrenzte Offenheit, klare Ansagen – das kennzeichnete den ersten Auftritt der neuen Wirtschaftssenatorin. Über ihre beiden wichtigsten Verbindungsmänner zu Verwaltung und Abgeordnetenhaus, die Staatssekretäre Nico Zimmer und Christoph von Knobelsdorff, wollte sie gar nichts sagen; sie rede erst mit, dann über Leute, sagte sie.

Dass Yzer das Politsprech beherrscht, machte sie gleich vor: Berlin sei ein Standort mit Potenzial, das stärker genutzt werden müsse, ein unterer Ranking-Platz (wie jüngst erst wieder erreicht) sei der Stadt nicht angemessen, Berlin habe Stärken in der Kommunikations- und Informationstechnik, in der Forschung, „eine starke Gründerszene“; dass sie zumal die naturwissenschaftlichen Berliner Forschungszentren vermutlich gut von innen kennt, versteht sich. Und die Ausschreibung der Messechef-Stelle, über die ihre Vorgängerin strauchelte, will ihr Frank Henkel abnehmen und um ein paar Wochen in den Herbst verschieben. Meinungsseite

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