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Berlin: Zahlungswillige Studenten

Eine Umfrage an der Humboldt-Uni ergab eine Mehrheit für Studiengebühren. Bei einer Diskussion dazu bemühten sich die Gegner um Erklärungsversuche

Verliert die PDS den Kontakt zu den Berliner Studenten? Diese Frage musste Benjamin Hoff, wissenschaftspolitischer Sprecher der Berliner PDS-Fraktion, am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion beantworten. Bisher ging seine Partei davon aus, dass die Masse der Studierenden wie die PDS grundsätzlich gegen Studiengebühren ist. Nun ergibt eine Umfrage eines Tutoriums unter 163 Studierenden an der Humboldt-Universität (HU), dass sich die Mehrheit Gebühren durchaus vorstellen kann – jedenfalls dann, wenn das Geld erst nach dem Studium gezahlt werden muss und bei der Uni bleibt (wir berichteten). Hoff glaubt trotzdem nicht, dass viele Studierende anders denken als die PDS. Man könne die Umfrage auch anders interpretieren, sagte er. Aufgabe der PDS bleibe, die soziale Lage der Studenten zu verbessern.

„Studiengebühren an der HU: Notwendig, um der Umverteilung von unten nach oben entgegenzuwirken?“, lautete das Diskussionsthema anlässlich der Umfrage. Wie Hoff wollte auch der zweite Gebühren-Gegner auf dem Podium, Colin Tück vom Freien Zusammenschluss von StudentenInnenschaften, der Umfrage nicht trauen. Laut deren Ergebnis sind jüngere Studenten eher als ältere bereit, Gebühren zu zahlen. Das könne auf einen „Mentalitätswechsel“ verweisen, meinen die Studierenden vom Tutorium. Von dieser Interpretation hält Tück nichts: „Die jüngeren Studierenden haben sich noch nicht richtig mit dem Thema befasst“, sagte er. Dem widersprach Heinz-Elmar Tenorth, Vizepräsident der HU, energisch: „Es ist bemerkenswert, dass Studenten die Gebühren endlich als offene Frage behandeln.“

Woher, wenn nicht auch aus Gebühren, soll aber zusätzliches Geld für die Unis kommen? Colin Tück schlug höhere Steuern vor, beklagte aber gleichzeitig die hohe Steuerlast, unter der Akademiker jetzt schon litten. Ein Hochschul-Länderfinanzausgleich könne Berlin 300 Millionen Euro einbringen, sagte Hoff. Welches potenzielle Geberland dabei mitspielen würde, sagte er allerdings nicht.

„Was sagen Sie dazu, dass in Ländern mit Gebühren mehr Studenten aus unteren Schichten studieren als in Deutschland?“, wollte Florian Buch vom Centrum für Hochschulentwicklung von Hoff und Tück wissen. „Das dreigliedrige Schulsystem, nicht die Gebühren sind entscheidend, dass Kinder nicht auf der Uni ankommen“, erwiderte Hoff – ein Argument, das sonst gerade von Befürwortern von Gebühren zu hören ist.

Vielleicht regt das Thema die meisten Studierenden gar nicht mehr auf. Der Debatte zuhören wollten vor allem die Vertreter des von linken Studenten dominierten ReferentInnennrates der HU. Die Umfrage sei „tendenziös und ideologisch motiviert“ riefen sie immer wieder dazwischen – bis auch Hoff entnervt den Kopf schüttelte.

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