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Berlin: Zahnärzte drohen Patienten mit Vorkasse

Fachverband fürchtet, dass Kunden selbst zahlen müssen, falls die Krankenkassen nicht einlenken

Berlins Zahnärzte stecken in der Klemme. Die Budgets der Krankenkassen sind schon jetzt überschritten, doch der große Patientenansturm auf die Praxen steht noch bevor. „Erfahrungsgemäß kommen die meisten Patienten nach dem Ende der Reisezeit, also im Herbst“, so der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Jörg-Peter Husemann. Da die Ärzte ihre Patienten nicht wieder wegschicken wollen und können, müssen sie die Behandlung aus ihrer eigenen Tasche bezahlen, so seine Befürchtung.

Mit einer besonders drastischen Budgetüberschreitung müsse laut Husemann die BKK VBU rechnen. Ein Fünftel der Behandlungen der dort versicherten Patienten werde unbezahlt bleiben. Das Budget für Zahnersatz ist bei dieser Kasse ähnlich ausgelastet. Besonders dramatisch ist die Situation jedoch bei den Kieferorthopäden. Hier hat nicht nur die BKK VBU Löcher im Etat, sondern auch die AOK, die IKK und vor allem die Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse. Sie hatte das Budget schon nach dem ersten Quartal um 37 Prozent überschritten.

„Es muss nachverhandelt werden“, fordert deshalb der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung. Die Krankenkassen sollen ihre Budgetierung neu überdenken.

Theoretisch dürften die Berliner Zahnärzte und Kieferorthopäden keine neuen Patienten mehr annehmen, erklärt Jörg-Peter Husemann. Bislang gehe man jedoch auf der Seite der Krankenkassen offenbar davon aus, dass die Zahnärzte die Behandlung letztlich kostenlos erbringen oder für ihre Leistungen erheblich geringere Honorare abrechnen.

Umso unverständlicher ist für den Vorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Vereinigung ausgerechnet die Forderung des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), deren Mitglieder als einzige ausreichende Budgets haben, den Etat um 30 Prozent zu senken.

„Behalten die Krankenkassen diese Einstellung bei, werden die Zahnärzte ihre Patienten in Zukunft um Vorkasse bitten müssen. Dann sollen sich die Beitragszahler selbst mit ihren Krankenkassen auseinandersetzen“, erklärt Husemann.

VdAK-Sprecher Andreas Kniesche hat kein Verständnis für die Forderung Husemanns. Er hält die Klagen der Zahnärzte für verfrüht Ob ein Budget tatsächlich überschritten ist, lasse sich schließlich erst am Ende des Jahres feststellen. Annekathrin Loos

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