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Berlin: Zauberei aus märkischem Sand

Das Internationale Skulpturenfestival „Sandsation 2006“ zwischen Kanzleramt und Hauptbahnhof wird heute eröffnet

Behutsam und fast liebevoll streicht der junge Mann mit der Hand über den riesigen Ball vor sich, entfernt hier und dort ein letztes störendes Körnchen. Tritt dann zurück und begutachtet sein Kunstwerk. Denn um ein solches handelt es sich – träte man in diesen Fußball, zerfiele er in die unzähligen Sandkörnchen, aus denen er als Skulptur besteht.

Einen knappen Steinwurf vom neuen Hauptbahnhof entfernt, wird seit Ende Mai sozusagen Kunst in den Sand gesetzt. Carver werden international die Sandskulpturenbauer genannt – 35 der besten aus aller Welt kann man ab heute bei ihrer sandigen Arbeit auf die Finger sehen. Auf dem bastumzäunten Gelände zwischen Hauptbahnhof und dem Bundeskanzleramt öffnet um 10 Uhr das 4. Internationale Sandskulpturenfestival „Sandsation“. Ein „small Opening“ ist es, sind doch die meisten der bis zu acht Meter hohen Kunstwerke noch nicht fertig. Bis zur großen Eröffnung am 16. Juni, wo um 16 Uhr dann auch der 4. Deutsche Sandskulpurenpreis vergeben wird, haben die Besucher jetzt beste Gelegenheit, zuzusehen, wie die einzelnen Carver – im Hauptberuf oft Bühnenbildner, Restaurateure oder Bildhauer – ihre künstlerische Phantasie in Sand umsetzen.

„Ballzauber“ ist im WM-Jahr das Motto des Festivals, dessen Leitung Martin Tulinius bereits zum dritten Mal hat. Der Däne - einer der international besten Sandskulpturenbauer – lernte bei Gary Kirk aus Kalifornien. Der war Ende der 70er Jahre der bekannteste Carver und gilt als Pionier der Sandkunst, die inzwischen richtige Stars hat. Höchstdekorierten Sandcarvern wie dem Amerikaner Rusty Croft und dem Russen Pavel Zadanouk kann man ab heute in Berlin auf die Finger sehen. Der Inder Sudarsan Patnaik ist vielen „Sandsation“-Fans sicher schon bekannt – 2003 und 2004 wurde der sympathische Künstler als Berliner Publikumsliebling geehrt.

Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen des Festivals aber ist der richtige Sand und ihn zu finden eine wahre Wissenschaft. Sowohl die Körnerform, als auch die Zusammensetzung entscheidet die Haltbarkeit der Kunstwerke. Für das diesjährige „Sandsation“-Festival wurden aus dem Umland über 20 Proben genommen und in Kopenhagen von Martin Tulinius sozusagen Sandkorn für Sandkorn auf ihre Tauglichkeit geprüft. Eine Sandgrube im brandenburgischen Niederlehme machte erneut das Rennen.

Die Ende Mai gelieferten 2000 Tonnen Sand von dort sind inzwischen fast gänzlich schon Kunst geworden – auf dem Rest watet der Festivalbesucher wie an der Ostsee. Eine Strandbar nebst Biergarten gehört übrigens auch zum Sandfeeling des Festivals, und in die Büsche muss man auch nicht, wenn man unbedingt mal muss.

„Sandsation 2006“: 11. Juni bis 16. Juli, geöffnet ist täglich von 10 bis 22 Uhr, freitags und sonnabends bis 24 Uhr (letzter Einlass jeweils eine halbe Stunde vor Schluss). Eintritt: Erwachsene 6 Euro, erm. 5 Euro, Kinder (4 bis 15) 3 Euro.

Heidemarie Mazuhn

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