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Berlin: Zehlendorfer Rumpelbasar: Mit Schande vom Hof gejagt

Nach der Sommerpause wird im Keller der Adolfstraße 8 nun wieder der "Rumpelbasar" veranstaltet. Sehr preiswert oder ganz umsonst können sich Bedürftige dort mit Kleidung, Hausrat, Möbeln und Spielzeug ausstatten.

Nach der Sommerpause wird im Keller der Adolfstraße 8 nun wieder der "Rumpelbasar" veranstaltet. Sehr preiswert oder ganz umsonst können sich Bedürftige dort mit Kleidung, Hausrat, Möbeln und Spielzeug ausstatten. Doch die seit 31 Jahren bewährte Einrichtung, deren Erlös an gemeinnützige Projekte fließt, muss zurzeit ohne ihre zwölf engagierten Ehrenamtlichen auskommen. "Man hat uns vor die Tür gesetzt", sagt Marion Herzog von der Gruppe der Zehlendorferinnen, die den Rumpelbasar ins Leben riefen und seitdem in zeitaufwändiger Arbeit unter wechselnden Trägern organisiert haben. Der Träger des Trödels, die "Neue Arbeit Beschäftigungs GmbH" hat den Frauen Hausverbot erteilt und setzt nun seine eigenen Mitarbeiter ein. Die Initiatorinnen sind außen vor.

"Das Vertrauensverhältnis ist zerstört", sagt Herzog. Auslöser waren Liquiditätsprobleme der "Neuen Arbeit", die dazu führten, dass die vertraglich vereinbarten 15 Prozent des Verkaufserlöses nicht an die Zehlendorfer Frauen weitergeleitet wurde. Diese wandten sich an einen Rechtsanwalt und kündigten an, alle Erlöse aus dem Trödel künftig auf ein Sonderkonto einzuzahlen - anstatt auf das Konto der "Neuen Arbeit", bis das ausstehende Geld eingegangen wäre. Die ohnehin unter Druck geratene "Neue Arbeit", die seit drei Jahren mit den Rumpelbasar-Frauen zusammenarbeitet, erließ daraufhin kurzerhand ein Hausverbot und wechselte die Schlösser aus, so dass Herzog und ihre Kolleginnen vor der Tür bleiben - "mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt", sagt Herzog erbittert.

Die Probleme begannen im Juni, als das Bezirksamt der "Neuen Arbeit" fristlos den Mietvertrag für die Räume in der Adolfstraße kündigte, nachdem festgestellt wurde, dass Brandschutzauflagen nicht erfüllt waren. Nach mehreren Gesprächen und Fristverlängerungen sind die Auflagen erfüllt worden, der Mietvertrag läuft erstmal weiter. "Ob wir regulär zum Jahresende kündigen, ist noch offen", sagt Jugendstadträtin Anke Otto (Grüne), die für das Gebäude zuständig ist, weil sich im oberen Stockwerk eine Kita befindet. "Ob die Frauen ausgetrickst wurden, kann ich nicht beurteilen", sagt Otto. In ihren Bereich falle nur der Vertrag mit der "Neuen Arbeit". Angesichts des zerrütteten Verhältnisses zwischen dem Träger und den Ehrenamtlichen bemühe sich ihr Amt jedoch intensiv darum, den Frauen, die mittlerweile einen anderen Träger gefunden haben, andere Räume zur Verfügung zu stellen: "Der Rumpelbasar ist eine gute Sache, und der Bedarf ist eindeutig da".

Die "Neue Arbeit" sieht den Hauptschuldigen bei den Zehlendorferinnen. "Sicher gab es einen schlechten Informationsfluss", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Ulrich Wedepohl, aber die Firma habe bereits 30 000 Mark des ausstehenden Geldes überwiesen. Nun fehlen noch knapp 40 000 Mark. Die Verzögerung sei durch Zahlungsschwierigkeiten der Firma verursacht worden. Marion Herzog: "Wir finden das Ganze empörend."

Katharina Körting

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