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Berlin: Zeitdruck wegen WM-Bewerbung lässt Kritik verstummen

Mit Blick auf die deutsche Bewerbung um die Fußball-WM 2006 wächst die Sorge, dass sich die Umbau- und Finanzierungspläne für das Olympiastadion als unrealistisch herausstellen könnten. Der Senat hatte gestern bekannt gegeben, dass er auf wesentliche Elemente des ursprünglichen Konzeptes verzichten will und eingeräumt, dass sich die Entscheidung für einen Investor und Betreiber weiter verzögert.

Mit Blick auf die deutsche Bewerbung um die Fußball-WM 2006 wächst die Sorge, dass sich die Umbau- und Finanzierungspläne für das Olympiastadion als unrealistisch herausstellen könnten. Der Senat hatte gestern bekannt gegeben, dass er auf wesentliche Elemente des ursprünglichen Konzeptes verzichten will und eingeräumt, dass sich die Entscheidung für einen Investor und Betreiber weiter verzögert. Zugleich wird hinter den Kulissen die Variante eines Stadion-Neubaus in Erwägung gezogen. Gegenwärtig halten sich Politik wie auch Sport-Lobby äußerst bedeckt, um die Entscheidung des Weltfußballverbandes Fifa nicht durch eine erneute Berliner Stadiondiskussion negativ zu beeinflussen.

Alle Blicke richten sich zunächst auf die Inspektion durch eine Kommission der Fifa, die im Oktober neun deutsche Austragungsstätten unter die Lupe nimmt und am Vormittag des 20. Oktober das Olympiastadion inspizieren wird. Am Abend des gleichen Tages trägt Hertha BSC sein Champions-League-Rückspiel gegen den AC Mailand aus. Bis Ende Oktober, so heißt es, müsse zumindest der Anschein erweckt werden, als sei die Sanierung- wie die umfassende Modernisierung innerhalb des WM-Zeitplanes möglich. Jeglicher Zweifel würde die ohnehin nicht übermäßig großen Chancen Deutschlands für den WM-Zuschlag reduzieren. Bausenator Jürgen Klemann (CDU) hält zwar weiterhin an den Plänen fest ("Wir stemmen das"), musste jedoch mit dem Verzicht auf die mobile Tribünenkonstruktion ein wesentliches Element einer Fußballarena begraben. Dass es sich dabei um einen Grundpfeiler des Konzeptes des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner handelte, der sich nunmehr als technisch nicht umsetzbar herausgestellt hat, stört offenbar weder Klemann noch den Berliner Fußball-Verband (BFV).

Dieser hat gestern der unterschwellig im Raum stehenden Forderung nach dem Neubau eines reinen Fußballstadions anstelle der Modernisierung des Olympiastadions eine Absage erteilt. "Wir stimmen in aller Entschiedenheit für die geplante Sanierung und Modernisierung des Olympiastadions, um den für Ende Mai 2000 terminierten Baubeginn nicht noch mehr zu verzögern oder gar zu verschieben", so BFV-Präsident Otto Höhne. Jetzt kämen alle Rufe nach einem Neubau zu spät und richteten nur Verwirrung an. Auch Hertha-Präsident Walter Müller stützt nach wie vor die Stadion-Modernisierung. Sollte die WM im Juli an Deutschland vorbei vergeben werden und damit Teile der Finanzierung durch den Bund wegfallen, dann - so sagen Insider - wären die großen Olympiastadion-Pläne aber zum Platzen reif.

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