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Berlin: Zöllner: Abiturpensum wird nicht geringer

Senator gegen Stundenkürzung. Lehrerverbände regen an, Zusatzunterricht an einem Nachmittag zu bündeln und Essen anzubieten

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sieht keine Möglichkeit, das Unterrichtspensum für das Abitur zu reduzieren. Zwar sei es „ein Problem“, wenn Kinder sieben Stunden am Tag ohne warme Mahlzeit in der Schule sein müssten. Aber Spielraum für Streichungen sieht er nicht. „Ich bin gespannt, wie Herr Oettinger bei den Stunden sinnvoll kürzen will“, kommentierte Zöllner gestern im Bildungsausschuss den Vorschlag des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, die geforderte Stundenzahl zu reduzieren.

In Berlin suchen die Schulen unterdessen eigene Wege, die Belastungen, die die Verkürzung des Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf zwölf Jahre mit sich bringt, zu senken. So schlägt der Vorsitzende der GEW-Schulleitervereinigung, Wolfgang Harnischfeger, vor, die vier zusätzlichen Stunden an einem Nachmittag pro Woche zu bündeln. Dann könnten die Kinder an den anderen Tagen nach der 6. Stunde gehen. Noch hat er dafür aber keine Mehrheit in seiner Schule, dem Lankwitzer Beethoven-Gymnasium. Langfristig fordert Harnischfeger, dass alle Schulen Ganztagseinrichtungen werden – mit Mensen und Aufenthaltsbereichen. „Kinder werden unruhig und albern, wenn sie müde sind. Auf jeden Fall können sie sich nicht mehr konzentrieren“, fasst Harnischfeger seine Erfahrungen mit dem früheren Abitur zusammen. Landesschulrat Hans-Jürgen Pokall hält es für eine „gute Idee“, den zusätzlichen Unterricht an einem Nachmittag zu bündeln. Es könne aber jede Schule ihren eigenen Weg finden, mit der Belastung umzugehen.

Einig sind sich Berlins Schulen darin, dass sie auf die neue Belastung nicht mit Unterricht am Sonnabend reagieren. „Das Thema ist durch“ , heißt es überall. Stattdessen sind Mensen im Gespräch. Insbesondere Realschulen und Gymnasien in den West-Bezirken leiden darunter, dass sie ihren Schülern kein warmes Essen anbieten können.

Im Osten der Stadt sind die Schulen zwar traditionell mit Kantinen ausgestattet, aber auch hier gibt es noch Verbesserungsbedarf. „Unsere Mensa bietet Platz für 90 Schüler, aber 600 wollen essen“, berichtet Ralf Treptow vom Rosa-Luxemburg-Gymnasium in Pankow. Der ganze Stundenplan müsse danach ausgerichtet werden, dass man nur nacheinander essen könne. Das sei „äußerst unbefriedigend“, findet Treptow, der dem Verband der Oberstudiendirektoren vorsitzt. Er fordert aber nicht nur größere Mensen, sondern – ebenso wie Harnischfeger – endlich Aufenthaltsräume, in denen die Kinder etwa in Freistunden Schularbeiten machen könnten.

Genau wie Landeselternsprecher André Schindler rechnet Treptow damit, dass die Unzufriedenheit über die Zusatzbelastung an den Oberschulen steigen wird, wenn mehr Klassen von der Reform betroffen sind und damit auch mehr Eltern- und Schülervertreter. Im Sommer erreicht die Abiturverkürzung die neunten Klassen, die dann regulär 34 Stunden haben. Zusammen mit Religion und Arbeitsgemeinschaften werden daraus leicht 38 Stunden. In den siebten und achten Klassen ist es aber auch nur eine Stunde weniger.

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