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Zoo Hannover und Tierpark München: Von der Expo in den Auwald

Andreas Knieriem hat den Zoo Hannover modernisiert und im Münchner Tierpark-Hellabrunn auf Tradition gesetzt. Was erwartet den Besucher heute in den beiden Tierparks, die der neue Berliner Zoochef mitgeprägt hat?

Wenn Andreas Knieriem über Zoos spricht, greift er zur Brechstange. Natürlich nur bildlich und um gleich klarzustellen, dass er die gar nicht mag. Er wolle „mit der notwendigen Sensibilität vorgehen“, sagte der neue Zoo- und Tierparkchef dem Tagesspiegel. Vor vier Jahren hat er sich auch schon so geäußert, als er nach München kam. Er hat keine Patentlösung, er setzt auf Alleinstellungsmerkmale, wie der Blick auf seine bisherigen Stationen zeigt.

Knieriem begann 1996 als stellvertretender Direktor im Zoo Hannover. Anlässlich der Weltausstellung „Expo 2000“ entwarf ein Team aus Zoologen, Architekten und Freizeitforschern das Konzept „Zoo 2000“ für die marode Anlage. Nach fast zwei Jahrzehnten Bauzeit und 111 Millionen Euro Kosten umfasst der „Erlebnis-Zoo Hannover“ heute sieben Themengebiete. Neueste Anlage ist die nordamerikanische Goldgräberstadt „Yukon Bay“ mit Wölfen, Eisbären Robben – und Pinguinen, die durch ein Schiffswrack tauchen. Mithilfe des Infosystem aus Tafeln, Lautsprechern und der passenden Geschichte wird auch diese geografische Verirrung erklärt: Das Boot soll mit der tierischen Fracht vom Kurs abgekommen und hier auf Grund gelaufen sein – so kamen die Pinguine von der Südhalbkugel ins niedersächsische Nordamerika.

Hannover war der erste Zoo in Deutschland nach amerikanischem Vorbild mit dem Hang zum Freizeitpark. Kritiker, wie der amtierende Berliner Zoochef Bernhard Blaszkiewitz, warfen Hannover „Disneylandcharakter“ vor. Mittlerweile haben auch andere Zoos hierzulande das Konzept kopiert und weiterentwickelt, wie Gelsenkirchen und Leipzig.

Hannovers Manko: Durch die Investitionen in den Zoo stiegen auch die Ticketpreise an. Mit 25 Euro für Erwachsene und bis zu 17 Euro für Kinder ist er einer der teuersten in Deutschland. Die Besucher hält das nicht ab – 2009 kamen 1,2 Millionen, 2011 sogar 1,6 Millionen Gäste. Das Erlebniskonzept zieht.

Ganz anders präsentiert sich Münchens Tierpark. Hellabrunn hat einen Vorteil, den man weder kaufen noch mit Masterplänen entwerfen kann. Er ist einer der am schönsten gelegenen Zoologischen Gärten Deutschlands. Eingebettet in die Isarauen ist das Zoogelände von einem ursprünglichen Auwald geprägt. Natürliche Wasserläufe begrenzen die Gehege, wo sonst künstliche Gräben und Teiche angelegt werden müssten.

Knieriem kündigte bei seinem Dienstantritt in München an, wieder stärker auf Hellabrunns Besonderheit zu setzen: Der 1911 eröffnete Tierpark war der erste Geo-Zoo der Welt. Die Tierarten sind hier nach ihren natürlichen Lebensräumen und nicht systematisch sortiert. In den Jahren zuvor war dieses Prinzip vernachlässigt worden – so entstand in den neunziger Jahren etwa ein Tropenhaus für Raubkatzen und Regenwaldbewohner aus aller Welt. Im Frühjahr 2013 wurde ein neues Giraffenhaus eingeweiht, ein geschwungener luftiger Bau, ausgestattet mit großen Panzerglasscheiben, sodass der Besucher beim Eintreten bis in die dahinterliegende Außenanlage schauen kann. So soll er das Gefühl kriegen, selbst im Gehege zu stehen.

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