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Zoofenster

© Mike Wolff

Zoofenster: Die längste Baupause der Stadt

118 Meter, 37 Etagen, 17 Jahre Planung: Jetzt endlich soll es auf der Baustelle Zoofenster losgehen. Ab März wird gebaut – verspricht der Investor.

Eigentlich gehe er ja lieber zu Grundsteinlegungen und Richtfesten, sagte der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen leicht süffisant beim symbolischen ersten Spatenstich für das Zoofenster-Hochhaus. Das war im Oktober 1999 – und Diepgens Skepsis erwies sich als begründet. Erst 14 Monate später rollten Bagger auf dem gewaltigen Areal zwischen Bahnhof Zoo und Breitscheidplatz, doch sie hoben nur die tiefe Baugrube aus. Ein halbes Jahr danach ruhten die Arbeiten auch schon wieder, und dabei blieb es bis heute. Das war nur einer von vielen, ja sehr vielen Rückschlägen in der 17-jährigen Planungsgeschichte des 118-Meter-Baus. Jetzt versichern wieder einmal Investoren, bald mit dem Bau zu beginnen: Ende März, also in wenigen Wochen schon, soll es losgehen, geplant sind ein Hotel, Büros und vielleicht auch Läden.

Bis dahin blicken Passanten auf die Riesenplakate mit Werbung und überdimensionalen Fotos aus der City-West, die das Filetgrundstück seit 2003 verhüllen. Vielen Berlinern ist es noch als langjähriger Sitz des traditionellen Teppichhauses Kibek bekannt. Dessen Abriss war die erste sichtbare Veränderung – und entwickelte sich zu einem realen Baukrimi.

Vier Jahre lang hatte der Getränkekonzern und Grundstückseigner Brau und Brunnen Pläne für das Hochhaus parat liegen, als es im August 1995 zu einem mysteriösen Vorfall kam. Angeblich sollte ein Bagger nur Gebäudeteile rund um das Teppichhaus abreißen, das einen langfristigen Mietvertrag bis zum Jahr 2000 hatte und einen vorzeitigen Wegzug strikt ablehnte. Doch der Fahrer des 40 Tonnen schweren Baggers rammte – welch’ Zufall! – einen Hauptstützpfeiler so stark, dass die Kibek-Verkaufsetagen beinahe eingestürzt wären; ein anwesender Kibek-Mitarbeiter kam mit dem Schrecken davon. Der Baggerfahrer wurde später wegen „absichtlicher Beschädigung eines Gebäudes und Gefährdung eines Menschen“ zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, denn Gutachter schlossen einen Unfall aus. Unbewiesen blieb der naheliegende Verdacht, dass er im Auftrag von Hintermännern handelte. In der Zwischenzeit hatte sich Teppich Kibek außergerichtlich mit dem Vermieter geeinigt und das Grundstück geräumt, die Ruine verschwand allerdings erst 2001.

Die möglichen Zoofenster-Bauherren wechselten immer wieder, der Investor Ebertz und Partner erwarb das Grundstück gleich zweimal. Das Kölner Unternehmen schloss 1999 den ersten Kaufvertrag, nannte die Hotelgruppe Raffles als möglichen Betreiber des geplanten Luxushotels im Hochhaus, feierte den Spatenstich mit Diepgen – und trat wenig später aus unbekannten Gründen vom Vertrag zurück. Als nächste übernahmen arabische Investoren aus Abu Dhabi das Projekt. Doch nur wenige Monate später sah sich Brau und Brunnen gezwungen, den Vertrag zu annullieren: Die Erwerber hatten einfach nicht gezahlt.

Dann endlich, im zweiten Halbjahr 2001, schien der Weg für das Hochhaus frei. Ebertz und Partner kauften die Brache zum zweiten Mal, und die Hotelkette Hilton bekundete ihr Interesse am Hotelbetrieb. „Am 1. Oktober 2002 beginnt der Rohbau“, kündigte ein Ingenieurbüro damals an. Doch dazu kam es nicht mehr: Im Sommer 2002 sprang Hilton wieder ab, die Gründe blieben im Dunkeln.

Immer wieder wurde über mögliche neue Bauherren spekuliert. Der letzte Verkauf liegt nun vier Monate zurück, seither gehört das Grundstück einem Investor, diesmal aus Dubai. Einzelheiten über die Planungen will diese Firma noch nicht nennen, erst Ende Februar soll das Konzept vorgestellt werden.

Ursprünglich hatte der britische Stararchitekt Richard Rogers das Hochhaus mit 32 Etagen entworfen. Brau und Brunnen schaltete später jedoch den Frankfurter Architekten Christoph Mäckler ein, von dem der heutige Entwurf mit 37 Stockwerken stammt. Das Bezirksamt lehnte seine Pläne ab, auch die Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und der Zoo protestierten. Befürchtet wurde eine „Verschattung“ der Umgebung und ein monumentaler Neubau, der die Sicht auf die berühmte Kirche behindere. Doch die Senatsbauverwaltung entzog dem Bezirk das Bauverfahren. Mehrmals musste die Baugenehmigung verlängert werden, weil nichts passierte – die jüngste Genehmigung stammt aus dem Frühjahr 2006.

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