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Das Para-Boccia "Team Inklusivo" aus Lichtenberg. 

© Robert Klages

Zu Besuch beim Para-Boccia-Training: Das „Team Inklusivo“ aus Berlin will zu den Paralympics

Auch Menschen, die weder Arme und Beine bewegen können, spielen Boccia. Doch der Verein benötigt dringend Helfer:innen und Trainer:innen.

„Mist!“, brüllt Andi D. durch die Halle. Seine Lederkugel hat den Jackball verfehlt und rollt über das Spielfeld hinaus. Teampartner Mirko baut ihn auf, doch zunächst ist Blau am Zug.

Hans-Werner Fulroth sagt seinem Assistenten, wie er die Rampe ausrichten soll, lässt sich Zeit. Mit dem Stab in seinem Mund stößt er die Kugel an, die über die Rampe ins Feld rollt, nah an den Jackball, aber etwas zu kurz. Rot liegt weiterhin vorne.

Ein umkämpftes Spiel beim Training der Para-Boccia-Gruppe „Team Inklusivo“ in der Sporthalle einer Grundschule, Konrad-Wolf-Straße 11. „Wir wollen zu den Paralympics“, sagt Mirko, nimmt eine seiner roten Kugeln, nimmt Maß und wirft.

„Jawoll“, ruft Andi, der bei den letzten deutschen Meisterschaften Bronze in der Klasse BC2 erreicht hat. Die Sportart fördert die Muskelkoordination und ist seit 1984 im paralympischen Programm.

Beim Boccia für Menschen im Rollstuhl wird nicht nach Geschlecht, sondern nach Grad der körperlichen Beeinträchtigung unterschieden. BC2 zum Beispiel sind Cerebralparetiker:innen, die mit der Hand werfen und keine Assistenz benötigen. 

Hans-Werner Fulroht und sein Helfer beim Boccia-Training. 
Hans-Werner Fulroht und sein Helfer beim Boccia-Training. 

© Robert Klages

Hans-Werner Fulroth kann seine Arme nicht mehr bewegen und spielt daher in der Klasse BC3. Die Bälle werden mit Hilfe einer Rampe auf das Spielfeld befördert, die von einem Assistenten eingerichtet wird. Dieser darf nicht auf das Spielfeld schauen. „Team Inklusivo“ gibt an, der erste wettkampforientierte Para-Boccia-Verein in Berlin zu sein. Derzeit haben sie 12 Mitglieder.

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Drei Mal in der Woche ist Training. „Wir würden gerne beim inklusiven Hallen-Boccia mitspielen, wo auch Menschen ohne Behinderung dabei sind“, sagt Fulroth, der den Verein 2014 mitgegründet hat. Finanziert durch den Lichtenberger Kiezfond konnten sie erste Bälle anschaffen. Die Finanzierung läuft auch durch die Aktion Mensch und die Lottostiftung.

Mirko nimmt Maß, Rot gewinnt. 
Mirko nimmt Maß, Rot gewinnt. 

© Robert Klages

Rot hat das Spiel gewonnen. Mirko und Andi jubeln mit Simone, die eine entscheidende Kugel geworfen hatte. Die Assistent:innen und Cheftrainer Peter Hornig sammeln die Kugeln ein. „Ich helf dir ma, wa“, scherzt Mirko und dreht sich mit seinem Rollstuhl eine Runde im Kreis. Er und Fuhlroth sind aus dem Bezirk Lichtenberg. 

Trainer Peter Hornig mit dem Athleten Ronny (Mitte) und Mirko. 
Trainer Peter Hornig mit dem Athleten Ronny (Mitte) und Mirko. 

© Robert Klages

Die anderen kommen aus diversen Bezirken von Reinickendorf bis Marzahn-Hellersdorf. Ronny aus Marzahn kommt mit der Tram zum Training, was kein Problem darstelle, wie er sagt. Hornig ist Verbandstrainer für Para-Boccia beim Behindertensportverband Berlin.

  • In Berlin fehlen Helfer:innen und Trainer:innen, sagt Hornig. Ohne diese sei es den Athlet:innen nicht möglich, ihren Sport auszuüben. Wer daran interessiert ist, schreibt eine E-Mail an: info@inklusivo.de.
  • Oder schaut vorbei an einem Schnuppertag: Am 26. Februar von 14 bis 17 Uhr in der Sporthalle der Grundschule, Konrad-Wolf-Straße 11. Mehr dazu bald auf der Website vom „Team Inklusivo“.

Teambesprechung, bevor eine neue Übung beginnt: „Mirko! Versuch mal, dich mit dem Rolli besser zu positionieren.“ Hornig ist ehemaliger Athlet (Bogenschütze) und Physiotherapeut. Seine Ausbildung zum Para-Boccia-Trainer hat er in seiner Geburtsstadt London gemacht. Nach dem Brexit kam der 30-jährige Sondersportpädagoge nach Berlin. 

Die Brit:innen seien weiter, was den Para-Sport angeht, berichtet er. Viel engagierter. Und Para-Boccia sei dort verbreiteter. In Deutschland wüssten viele Rollstuhlfahrende nicht, dass sie diesen Sport ausüben können.

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