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Berlin: Zu eng am Tor: 20 Festbesucher bei Drängelei verletzt Sperren an Britischer Botschaft mussten geräumt werden

Keine erhöhte Sicherheitsstufe

Knapp einer Massenpanik entgingen die Besucher der Partymeile am Pariser Platz. Wegen des starken Zustroms von Besuchern zum Brandenburger Tor kam es zwischen 23 und 24 Uhr an der Wilhelmstraße Ecke Unter den Linden zu einem gefährlichen Gedränge. Dabei wurden mehrere Personen gegen die zum Schutz der Britischen Botschaft errichteten Absperrgitter gedrückt und leicht verletzt. Das Rote Kreuz leistete hier in 20 Fällen Erste Hilfe.

Um den Druck der Menschenmassen zu verringern, räumte die Polizei deshalb die Ende November an der Kreuzung aufgestellten Gitter beiseite. Zu dem Gedränge kam es, weil die Polizei den Pariser Platz absperrte. „Das muss im nächsten Jahr unbedingt besser gemacht werden“, sagte Feuerwehrchef Albrecht Broemme. Wie in den Vorjahren sollten nur maximal 25 000 Menschen auf dem Platz feiern dürfen, um dort einer Panik vorzubeugen. Die Situation wurde zusätzlich verschärft, weil wegen der Britischen Botschaft erstmals die Wilhelmstraße hermetisch abgeriegelt war. Als Ausgleich durften in diesem Jahr auf dem nördlichen Stück der Wilhelmstraße keinerlei Zelte und Buden aufgestellt werden, damit bei einer Panik freier Abzug möglich ist, sagte Broemme dem Tagesspiegel.

Die Polizei hatte trotz der Terrorwarnungen der vergangenen Tage für die Silvesterparty keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen angeordnet. Es gab an der Festmeile lediglich sporadische Taschenkontrollen. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte zuvor gesagt, dass Berlin über keine konkreten Hinweise auf geplante terroristische Anschläge in der Hauptstadt verfüge. Gleichwohl sei die abstrakte Sicherheitslage weiterhin hoch, sagte der Senator. Die Innenverwaltung habe die Hinweise aus Hamburg sorgfältig geprüft und sei zu der Auffassung gelangt, dass diese keine Auswirkungen auf Berlin haben. Dennoch seien Sicherheitsinstitutionen wie Polizei, Staats- und Verfassungsschutz sowie Feuerwehr „hoch sensibilisiert“, sagte Körting.

Für Massenpartys ist der Pariser Platz denkbar ungeeignet, die Sicherheitsbehörden wissen das aus schlechter Erfahrung. Rundum stehen Häuser, außer dem Hauptzugang von Osten, also der Straße Unter den Linden her, gibt es nur noch das Brandenburger Tor als Schlupfloch. Zudem werden zwei Notausgänge freigehalten, einer durch die Passage am Tucher’s vorbei Richtung Reichstag und über das Grundstück für die zukünftige US-Botschaft. Mit Grausen denken die Experten bei Polizei und Feuerwehr an das Silvesterfest, bei dem dieser wichtigste Fluchtweg wegen des bevorstehenden Baus der Botschaft blockiert ist.

Das Maximum von 25 000 Menschen gilt seit dem Silvesterfest 1997/1998. Damals waren 40 000 Menschen erwartet worden, als der Pariser Platz mit 100 000 Menschen überfüllt war, brach fast eine Massenpanik aus. Hunderte Menschen flüchteten sich ins Hotel Adlon. Anschließend forderte Direktor Jean van Daalen, künftig auf Großfeiern auf dem Platz zu verzichten – vergeblich. Eine richtige Katastrophe hatte es beim Jahreswechsel 89/90 am erstmals offenen Tor gegeben. Ein Mensch starb und 111 wurden verletzt, vor allem durch den Einsturz einer Videowand. 520 Leute erkletterten das Tor und beschädigten die Quadriga schwer. Dieses erste „Fest“ auf dem Pariser Platz war spontan entstanden, einen Veranstalter gab es damals nicht.

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