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Hallöchen erst ma'. Hier ist Yoko.

© dpa

Zu Gast an der John-Lennon-Schule: Yoko Ono tanzt in Berlin

Zwei Tage haben Jugendliche der John-Lennon-Schule ein Musikvideo produziert. Nun konnten sie es Lennons Witwe Yoko Ono vorstellen. Und die reagierte so, wie es keiner erwartet hatte.

In dem Augenblick, in dem Yoko Ono anfängt zu tanzen, verflüchtigen sich Lauras Sorgen. Locker und geschmeidig bewegt sich die 80-jährige Witwe von John Lennon durch den Raum – zu der Musik, die Laura und acht ihrer Mitschüler am Vortag aufgenommen haben. „Sie macht ja ganz andere Musik als wir“, sagt Laura, „da hatten wir Angst, ob ihr unser Song überhaupt gefällt.“

Seit Montag vergangener Woche ist der von Yoko Ono initiierte „John Lennon Educational Tour Bus“ in der Stadt. Das mobile Ton- und Aufnahmestudio soll Jugendlichen die Gelegenheit geben, eigene Lieder und Videos zu produzieren. Oskar, Bruno, Ilja, Ruben, Jonathan, Max, Jula Marieke, Gesine und Laura vom John-Lennon-Gymnasium haben in den vergangenen Tagen den Song „Poor Guy“ samt Video aufgenommen. Am Dienstag war es so weit: Mit Yoko Ono und dem Musiker Adel Tawil als Gästen wurden Lied und Clip in der Turnhalle präsentiert.

Zuvor betritt Yoko Ono selbst die Bühne. Sie habe nach Johns Tod eine Menge Projekte ins Leben gerufen – etwa den Strawberry-Fields-Garten in New Yorker Central Park. Doch der Bus sei besonders für sie: „Ich weiß, dass John gerade auf uns guckt, dass er lacht und auf und ab hüpft.“ Dann wird die Halle verdunkelt und auf der Leinwand läuft das Video von „Poor Guy“: Schüler zwischen sonnigen Herbstblättern auf dem Hof, singend, tanzend, Gitarre spielend, ab und zu verläuft eine Sequenz rückwärts – immer wieder erinnert die Szenerie in der Natur an das Video der Beatles zu „Rain“.

Kaum hat die Melodie eingesetzt, erhebt sich Ono aus ihrem Sessel und leichtfüßig, raumgreifend beginnt sie zu tanzen. Ihre Aufforderung ans Publikum dazuzustoßen geht im im Erstaunen der Zuschauer unter. Zu groß sind die Hemmungen, es dieser Ikone gleichzutun. Stattdessen werden hunderte Handys gezückt, Kameras auf sie gerichtet. Bis zum Ende des Lieds bewegt sich Ono über den Turnhallenboden, begleitet vom Blitzlichtgewitter der Fotografen.

„Ich konnte es nicht halten“, sagt sie danach fröhlich in Richtung Publikum, „wenn die Musik beginnt, fängt mein Körper an zu tanzen.“ Und dann richtet sie sich direkt an die Jugendlichen: „Ihr seid in die Musik geboren. Sie war schon da, als ihr kamt. Musik ist für uns alle da. Dies ist die Zeit für Action, und Action ist Frieden. Wir alle werden an den Frieden denken, Frieden verbreiten, Frieden machen.“ Peace, Peace und nochmals Peace. Dazu das Victory-Zeichen in alle Himmelsrichtungen.

Jula, tags zuvor noch cool am Mikro, ist nach Onos Auftritt geplättet: „Sie war so ein unerreichbarer Mensch – und dann tanzt sie zu unserem Song! Das werde ich nicht vergessen.“

Als Ono kurz darauf die Schule verlässt, ist der Weg gesäumt von nass geregneten Schülern. Jubel hallt durch die Straße. Flankiert von ihren Bodygards geht Ono zu ihrem Wagen, wirkt fast überfordert durch die Masse der sie umdrängenden Schüler. „She made my day“, sagt einer, der höchstens 18 ist, und blickt der 80-Jährigen verzaubert nach. Mehr Victory geht kaum.

Karoline Kuhla

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