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Berlin: Zu hoch hinaus

Die neue Moschee am Columbiadamm sollte bald eröffnet werden. Jetzt hat der Bezirk einen Baustopp verhängt

Die Aufregung konnten Besucher gestern auf dem Innenhof der neuen Moschee am Columbiadamm in Neukölln deutlich spüren. Für viele der mehreren hundert Männer, die zum Freitagsgebet angereist waren, gab es nur ein Thema. „Seit drei Jahren steht der Rohbau für die Kuppel und die Minarette. Erst in den letzten Wochen sind die Verkleidungen dazugekommen. Warum hat sich bisher niemand darüber beschwert?“, fragte der Vorsitzende des Dachverbandes Türkisch-islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Recep Türkoglu. 700 Menschen sollten spätestens zum Beginn des Ramadans hier Platz zum Beten finden. Wann die Eröffnung sein wird, ist jetzt jedoch unklar. Seit Montag darf auf dem Gelände nicht mehr weitergebaut werden, weil die Minarette und die Kuppel der Moschee zu hoch geraten sind.

Berlins Muslime nutzen das neue Bethaus bereits seit Wochen, und selbst der türkische Ministerpräsident Erdogan wurde während seines Staatsbesuchs als Gast empfangen – ohne dass bisher eine behördliche Bauabnahme erfolgte. „Wir haben alles korrekt durch Architekten und Fachleute ausführen lassen“, versichert Recep Türkoglu. Er ist Religionsbeauftragter der Türkischen Botschaft, der das Grundstück gehört. Der preußische Staat hatte das Gelände 1866 der osmanischen Gesandtschaft als Begräbnisstätte zur Verfügung gestellt. Seither ist das Gelände Moschee und Bestattungsstätte in einem.

Jetzt ragen zwei schneeweiße Minarette in den Himmel, an deren Spitze ein goldener, zum Himmel gedrehter Halbmond glänzt. Auch in der Mitte der dunklen Kuppel ist solch eine Mondsichel befestigt, so wie viele es aus ihrem Urlaub in islamischen Ländern kennen. Zum Gebetsraum, der noch nicht fertig ist, geht es über zwei Freitreppen, in die Ornamente eingearbeitet sind.

Die Baustadträtin von Neukölln, Stefanie Vogelsang (CDU), zeigt sich zwar beeindruckt von dem neuen Bethaus: „Die Moschee ist wunderschön. Sie ist ein Gewinn für unseren Bezirk.“ Aber Baurecht sei nun mal Baurecht. Messungen des Bezirksamtes hätten ergeben, dass die Minarette statt der genehmigten Höhe von 28,60 Meter nun 37,10 Meter in den Berliner Himmel ragen. Aber auch die Kuppel sei mit 4,10 Metern höher gebaut worden, als die Baugenehmigung zulässt.

Der Moschee droht nun eine „saftige Ordnungsstrafe“ und ein Zwangsgeld von 10 000 Euro, sollte weitergebaut werden. Ob je ein Bezirksamts-Mitarbeiter in den letzten Jahren auf dem Gelände war, konnte die Baustadträtin gestern nicht sagen. „Wir sind nur für die Genehmigung des Bauantrages und zum Schluss für die Bauabnahme zuständig“, betonte sie. Recep Türkoglu kann die ganze Aufregung jedenfalls nicht verstehen. „Wir lassen erst eigene, unabhängige Experten vermessen. Dann sehen wir weiter“, sagt der Religionsbeauftragte der Botschaft. Eventuell wolle man eine Nachgenehmigung stellen, sollte das Bezirksamt Recht haben.

Suzan Gülfirat

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