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Berlin: Zu hoch, zu düster – Bezirk greift Stararchitekten an

Stadträtin: Übler Entwurf für letzte freie Linden-Ecke. Gerkan, Marg und Partner bauen auch Olympiastadion und Lehrter Bahnhof

Neuer Streit um eine der prominentesten Ecken Berlins: „Völlig unangemessen“, findet Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) die Pläne für den Neubau Friedrichstraße Ecke Unter den Linden. „Wir hatten erwartet, dass an dieser markanten Stelle etwas Besonderes entsteht“, sagt sie und kritisiert den Neubau als zu massiv, zu hoch und zu dicht bebaut. Auch die Fassadengestaltung lehnt sie ab.

Vorgelegt haben die Pläne das renommierte Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) und der Bauherr, die Münchener Meag. Geplant ist ein Komplex für rund 250 Millionen Euro, der sich um drei Höfe gruppiert, die parallel zur Friedrichstraße verlaufen. Der bislang freie Platz an der Ecke verschwindet, das Hotel „Unter den Linden“ wird abgerissen. Beim Bauherrn erntet Dubrau für ihre massive Kritik nur Kopfschütteln. „Bislang war die Planung ein abgestimmtes Verfahren zwischen uns, dem Senat und dem Bezirk, bei dem sich alle einig waren“, erklärt Meag-Sprecher Josef Wild. Volkwin Marg, von dem der Entwurf stammt, hält sich bei dem Streit heraus und verweist auf den Bauherrn.

Das harsche Urteil über den Entwurf überrascht den Bauherrn, weil neben Senatsbaudirektor Hans Stimmann auch Dorothee Dubrau im Preisgericht für den Architektenentwurf gesessen hat. Und diese Jury hatte sich im September vergangenen Jahres für den Entwurf von gmp entschieden. „Das Preisgericht hat aber die massiven Blöcke und die hohe Dichte bemängelt“, erklärt die Stadträtin, „und Veränderungen empfohlen.“ Doch die seien nicht berücksichtigt worden. „Stattdessen ist der überarbeitete Entwurf sogar noch schlimmer geworden.“ Das bestreitet die Meag.

Der Bezirk ist für den Bau die Genehmigungsbehörde, deshalb gibt die Senatsbauverwaltung keine Stellungnahme ab. Die Kritik bezieht sich unter anderem auf die drei geplanten Höfe, 30 Meter hoch, zwölf Meter breit, die nach Meinung der Verwaltung zu eng und zu dunkel seien. Auch die Wohnungen in dem Block seien lieblos behandelt und zu düster. Rechtlich sind dem Bezirk jedoch die Hände gebunden, denn der vorgelegte Entwurf entspricht den formalen Kriterien des geltenden Baurechts an dieser Stelle.

Dorothee Dubrau fordert deshalb den Senat auf darüber nachzudenken, ob der ertragsmaximale Verkauf von Landesgrundstücken immer sein muss. Wenn ein Investor einen hohen Preis zahle, wolle er logischerweise auch möglichst viel Fläche bauen. An der prominenten Ecke ist jetzt ein Block vorgesehen, der sowohl an einen einzigen großen Mieter als auch an viele kleine vergeben werden kann. Für den Fondsverwalter Meag, eine Tochter der Versicherungsgesellschaft Münchener Rück, ist das Projekt der erste Neubau. Für den Bezirk Mitte geht ein wichtiger freier Platz verloren. Nicht nur Dorothee Dubrau, auch die Bezirksverordneten hatten stets gefordert, den Platz nicht zu bebauen.

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