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Berlin: Zu oft Bombenalarm am Zoo: Wer Koffer stehen lässt, muss zahlen

Bahn will schusselige Fahrgäste für Zugausfälle und Umleitungen zur Kasse bitten

Die Bahn hat jetzt genug vom ständigen Bombenalarm. Nachdem am Mittwoch erneut ein Fahrgast einen Koffer stehen gelassen und damit den Bahnhof Zoo stundenlang lahm gelegt hat, wird jetzt die Hausordnung geändert. In den kommenden Tagen werden rote Aufkleber in den Bahnhöfen geklebt, auf denen die Bahn ihre Fahrgäste bittet, auf das Gepäck zu achten – und bei Zuwiderhandlungen Regressforderungen androht. Zudem werden die Fahrgäste über Lautsprecher aufgefordert, kein Gepäck stehen zu lassen.

Am Zoo gab es in den letzten zwei Wochen viermal Bombenalarm, jedesmal war der Bahnhof stundenlang gesperrt, teilweise der Zugverkehr unterbrochen: Ein Pappkarton mit Zeitungen, ein Koffer mit Waschpulver und gestern nun die zweite Tasche. Seit dem Bombenfund in Dresden gehe man mit verdächtigen Gepäckstücken noch sensibler um, sagte der Chef der Bahnpolizei am Zoo, Hans-Josef Roth.

Vergesslichkeit geht künftig ins Geld. Gestern früh ließ ein schusseliger Reisender in einem Stehcafe in der Haupthalle seine Tasche unter dem Tisch stehen. Während der Fahrt bemerkte er den Verlust – und rief eine Bekannte an. Zu dieser Zeit hatte eine Verkäuferin des Cafés den Bundesgrenzschutz alarmiert. Die mittlerweile routinierte Absperrung und Entschärfung begann. Als die Bekannte des Reisenden eintraf, hatten Dutzende Beamte den Bahnhof und den Vorplatz abgeriegelt. Der Entschärfungsroboter des Bundesgrenzschutzes hatte unter anderem elektrische Geräte in der Tasche entdeckt. Das so genannte Wassergewehr des Roboters, das verdächtige Gegenstände mit einem scharfen Wasserstrahl quasi zerschießt und elektrische Zünder in Sprengstoffpaketen unwirksam macht, war positioniert. Da rief die junge Frau den Beamten zu, „das ist unsere“. Da ihre Beschreibung des Inhalts der Tasche mit dem Röntgenbild übereinstimmte, verzichteten die Entschärfer auf die Zerstörung; die Frau durfte die Tasche mitnehmen. Folgen hatte das für den vergesslichen Fahrgast noch nicht.

Künftig wird der Alarm teuer: Fallen viele Züge aus oder werden umgeleitet, können fünf- oder sechsstellige Schadensersatzforderungen auf vergessliche Reisende zukommen, heißt es bei der Bahn. Wer den Verlust eines Gepäckstücks bemerkt, möge zumindest sofort einen Bahnmitarbeiter oder die Polizei informieren, bittet Polizeioberrat Roth eindringlich. „Das hätte uns eine Menge Arbeit erspart.“ So wurden die Absperrungen am Zoo gestern erst kurz nach 11 Uhr aufgehoben. Durchschnittlich benötigt der Entschärfungsroboter zwei Stunden für seine Arbeit, denn das BGS-Gerät ist in Schönefeld stationiert – da dauert schon die Anfahrt.

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