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Die Fahrweise der Berliner Taxifahrer lässt zu wünschen übrig, bilanziert eine ADAC-Studie aus dem vergangenen Jahr

© dpa

Zu schnell, rücksichtslos und bei Rot über Ampeln: Berliner Taxifahrer und ihr schlechter Ruf

Nach dem tödlichen Unfall eines Berliner Rentnerpaars am Ostermontag in Wedding stehen Berlins Taxifahrer in der Kritik. Zu Recht?

Von Sandra Dassler

Der schreckliche Unfall, bei dem am Ostermontag ein Berliner Rentnerpaar getötet wurde, hat eine Diskussion über Berliner Taxifahrer ausgelöst. Wie berichtet waren die 74-jährige Frau und ihr 79-jähriger Mann von einem 25-jährigen Taxifahrer erfasst worden. Dieser war nach bisherigen Erkenntnissen viel zu schnell rückwärts gefahren, weil er den Eingang zum Virchow-Klinikum am Augustenburger Platz in Wedding verpasst hatte. „Wir haben den Taxifahrer als vorläufigen Unfallverursacher festgestellt, alles Weitere muss das Gericht entscheiden“, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Die Frage, ob sich in letzter Zeit Unfälle mit Taxen häufen, wollte die Polizei nicht kommentieren: „Wir führen keine Statistik über die Beteiligung von Taxifahrern an Unfällen“, hieß es.

Dass die Fahrweise der Berliner Taxifahrer zu wünschen übrig lässt, belegt aber eine ADAC-Studie aus dem vergangenen Jahr: In einem Taxi-Test wurden dabei mehrere europäische Städte verglichen und insgesamt belegte die deutsche Hauptstadt einen „guten“ Platz, sagt der Berliner ADAC-Sprecher Jörg Becker. Das Fahrverhalten der Berliner sei aber nur mit „ausreichend“ bewertet worden, was der Note Drei bis Vier auf der Skala von Eins bis Fünf entsprach. „Es wurde zu schnell oder gar noch bei Gelb und Rot gefahren und rücksichtslos in Lücken gesprungen“, sagt Becker. Natürlich würden sich so nicht alle Berliner Taxifahrer verhalten, aber einige reichten aus, um die Branche in Verruf zu bringen. Dass gerast wird, hat er selbst schon erlebt: „Bei 140 Stundenkilometern auf der Stadtautobahn habe ich den Taxifahrer dann freundlich gebeten, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten.“ Herbert Otto (Name geändert), der seit 18 Jahren in Berlin Taxi fährt, wurde aber andererseits auch schon von Fahrgästen, die es eilig hatten, wüst beschimpft, weil er zu langsam fuhr. „Die Menschen nehmen nun mal oft ein Taxi, wenn es schnell gehen soll“, sagt der zweite Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Roland Bahr. Dass die hiesigen Taxifahrer besonders rücksichtslos seien, bestätigt er nicht: „Wir haben durchschnittlich zwei Beschwerden am Tag auf dem Tisch – und nur ganz selten geht es dabei um die Fahrweise.“ Außerdem sei ein Taxifahrer seinen Führerschein bei sechs Punkten in Flensburg los. Es liege also in seinem Interesse, richtig zu fahren, meint Bahr: „Kontrolliert werden muss das allerdings nicht durch die Innung sondern durch die Polizei.“

Die sei aber angesichts der Personalknappheit gar nicht in der Lage dazu, sagt der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, Klaus Eisenreich. „In den vergangenen zwölf Jahren wurden in Berlin 4000 Stellen bei der Polizei abgebaut – wie soll man da einen Kontroll- und Überwachungsdruck aufbauen?“ Weil das Risiko, erwischt zu werden, so gering sei, würden immer mehr Fahrer – nicht nur die von Taxen – Regeln brechen: „Früher ging es der Polizei darum, durch Kontrolle vorbeugend tätig zu werden und zu verhindern, dass Menschen Schaden erleiden. Heute kommt sie wie die Feuerwehr erst, wenn etwas passiert ist.“ Dass weniger kontrolliert wird, beklagt auch die Taxi-Innung, die alle Beschwerden an das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) weitergibt. „Aber das bearbeiten jetzt 6 Leute, früher waren es 16“, sagt Roland Bahr von der Taxi-Innung. Er ist übrigens dafür, dass Taxifahrer ein zusätzliches Sicherheitstraining absolvieren. Allerdings sagt er: „Das würde ja auch wieder keiner kontrollieren.“

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