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Berlin: Zu wenig Christbäume für den ersten Advent

Lieferungen aus Dänemark und Frankreich bleiben wegen der Fernfahrerstreiks aus Berlin (wik/val).Im vorweihnachtlichen Berlin werden dänische Tannenbäume und französische Backwaren knapp.

Lieferungen aus Dänemark und Frankreich bleiben wegen der Fernfahrerstreiks aus Berlin (wik/val).Im vorweihnachtlichen Berlin werden dänische Tannenbäume und französische Backwaren knapp.Wegen der Streiks französischer und dänischer Fernfahrer waren auch am Mittwoch die Grenzen zu den beiden Ländern dicht.Der Warenfluß stockt.Manche Händler können sich noch durch Improvisation oder besondere Vorräte aus der Misere retten - aber nicht mehr lange.Bei Christbaum-Großhändlern, die einen Großteil ihrer Ware aus Dänemark beziehen, gibt es schon Engpässe.Aus Dänemark, dem größten Weihnachtsbaum-Exporteur der Welt, sollten eigentlich 200 Lkw-Ladungen pro Tag zur ausländischen Kundschaft gefahren werden.Auch Bistros und Restaurants, die ihre Kunden mit original französischer Küche verköstigen, sind in der Klemme.Einige wissen sich zu helfen und kochen mit heimatlichen Zutaten, wie der Chef des Feinschmecker-Restaurants Siegfried Rockendorf. Wer bald zum vorweihnachtlichen Bummel aufbricht, wundert sich vielleicht, daß der feierlich erleuchtete Tannenbaum im Kaufhaus fehlt: Wegen des Fernfahrerstreiks an den Grenzübergängen zu Frankreich und Dänemark sind die Weihnachtsbäume aus dem Norden knapp.Vor allem in Ämtern, Kaufhäusern und Hotels können die Lichter zum Auftakt der Weihnachtszeit nicht rechtzeitig angehen, denn Dänemark liefert nicht, solange die Lastwagenfahrer an den Grenzen streiken - und das taten sie auch am Mittwoch.Überdies sollten sich Liebhaber von echt französischen Croissants auf heimische Backwaren einstellen: Auch Lastwagen mit Nahrungsmitteln aus Frankreich stecken fest.Die Berliner Händler sind in einer mißlichen Lage. "Es gibt Engpässe", berichtet Burkhard Brand, Eigentümer des "Tannen-Paradieses".Sein Unternehmen ist mit rund 100.000 verkauften Weihnachtsbäumen im Jahr einer der größten Importeure der immergrünen Bäume in Berlin.Jetzt droht ein großer Teil der verderblichen Ware an der deutsch-dänischen Grenze vor sich hinzunadeln."Bei den Großhändlern gibt es teilweise keine Ware", bestätigt Robert Gerlach, Geschäftsführer eines Tannenmarktes in Halensee."Die Bäume für diese Woche hängen an der Grenze." Selbst Tannengrün sei knapp.Hauptsächlich von der Blockade betroffen ist jedoch die Nordmanntanne, die als besonders nadelfest und schön gewachsen gilt und etwa die Hälfte aller verkauften Weihnachtsbäume stellt."Kitas, Schulen und Rathäuser, die schon zum 1.Advent einen Baum haben wollen, sind von den Verzögerungen betroffen", sagt Brand.Besonders rar sind hochgewachsene Nordmanntannen, mit denen Restaurants, Hotels und Kaufhäuser in der Adventszeit ihre Räume vorweihnachtlich erleuchten wollen.Wer auf billigere Fichten oder Kiefern zurückgreifen will, die ausreichend vorhanden sind, muß eventuell in der zweiten Adventswoche umdekorieren, denn sie nadeln weitaus stärker als die Nordmanntanne. Glück im Unglück haben die privaten Tannenbaumkäufer, für die Versorgungslücken nicht so wichtig sind, denn die meisten von ihnen kaufen sich nach Angaben des Fachhandels erst in der Woche vor Heiligabend einen Baum.Während der vergangenen Weihnachtszeit leuchteten in Berlin weit über 300.000 Weihnachtsbäume. Wie lange Berliner Großhändler Croissants oder Baguettes direkt aus Frankreich an Bistros, Cafes oder Restaurants verkaufen können, ist ebenfalls ungewiß.So meldet der Vertrieb Boulangerie, der über 100 Gaststätten mit Backwaren aus Frankreich versorgt, daß Lieferungen ausblieben.Noch kann sich das Unternehmen mit tiefgekühlten Backwaren über Wasser halten.In den nächsten Tagen müßten aber die ersten Lastwagen wieder losrollen, sonst gebe es Schwierigkeiten, hieß es am Mittwoch.Das KaDeWe hatte bisher Glück: Wie jeden Mittwoch traf auch gestern ein Lastwagen voller Käse, Geflügel und Fisch aus Frankreich ein."Wir hatten aber schon damit gerechnet, daß er nicht ankommt", berichtet KaDeWe-Mitarbeiter Wolfgang Meerettig.Hingegen gibt es im Restaurant Rockendorf keinen Fisch von der bretonischen Küste mehr."Zum Wochenende haben wir bereits die Karten neu geschrieben", berichtet Chefkoch Siegfried Rockendorf.Aber um französisch zu kochen, sei er nicht auf Ware aus Frankreich angewiesen, so Rockendorf, der normalerweise zwei Lastwagenfuhren pro Woche aus Frankreich bezieht."Außerdem sind deutscher Aal oder Barsch ebenso lecker", sagt der Kochexperte.Und: "Franzosen improvisieren schließlich auch gerne."

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