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Berlin: Zu wenig Kinder: 60 Schulen vor dem Aus

Von U. Granass, J.

Von U. Granass, J. Reinhardt

und S. Vieth-Entus

In Berlin werden in den kommenden Jahren rund 60 Schulen geschlossen. Grund ist der Geburtenrückgang. Allein nach den Sommerferien stellen 21 Grundschulen ihren Betrieb ein, weil sie zu wenig Schüler haben. In den Folgejahren wird das Problem auch die Oberschulen mit älteren Jahrgängen treffen. Nach den Prognosen der Bildungsverwaltung soll die Schülerzahl in Berlin bis 2011 gegenüber der Vorwendezeit um insgesamt 85 000 sinken.

Längst zeichnet sich ein Konkurrenzkampf um die wenigen verbleibenden Schüler ab. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt sich anhand der Gesamtschulen. Ihre Mittelstufen verlieren rund 12 000 Schüler, also ein Viertel ihrer Klientel. Bei den Gymnasien, Haupt- und Realschulen sind die Einbußen weniger stark, werden aber ebenfalls zu Standortaufgaben führen.

Nach Angaben der Bildungsverwaltung wird der Schwund bei den Gesamtschulen so hoch prognostiziert, weil sie im geburtenschwachen Ost-Teil besonders stark vertreten sind. Problematisch wird die Situation auch in den Oberstufen. Hier wächst die Schülerzahl zwar noch bis 2005. Dann aber macht sich der Geburtenknick bemerkbar, sodass es 2011 rund 6000 Oberstufenschüler weniger geben wird. Dies entspricht der Kapazität von 30 Oberstufen. Im Herbst soll es neue Prognosen über Schulschließungen geben. Bisher ist die Rede von den genannten 60 Schulen, die geschlossen werden.

Die Nerven an den gefährdeten Schulen liegen blank. Denn nicht immer ist für die Betroffenen nachvollziehbar, warum das Bezirksamt gerade ihre Schule schließen will. Für Aufsehen sorgte etwa der Fall des Erich-Fried-Gymnasiums in Friedrichshain, das trotz großer Erfolge mit dem Andreas-Gymnasium fusionieren soll und sein Profil kaum wird bewahren können.

Aber auch im Grundschulbereich sind noch nicht alle Kämpfe ausgestanden. Selbst beschlossene Schulschließungen, die bereits im Sommer über die Bühne gehen sollen, werden angefochten. Aktuellster Fall: die Grundschule am Seepark in Karlshorst. Eltern und Lehrer hatten erst jüngst von der bevorstehenden Schließung erfahren. Nun soll eine Bürgerinitiative die Schule retten, denn die Eltern fürchten lange, gefährliche Wege zu nächstgelegenen Schule im anderen Ortsteil.

Kritisch sieht es auch in Treptow-Köpenick aus. Der Bezirk verlor in den vergangenen vier Jahren rund 3200 Grundschüler. Für 2003/04 sind die Grundschule am Saturnring und die Grundschule am Birkenwäldchen von der Schließung bedoht. Und eine von drei Grundschulen wird auch der Ortsteil Friedrichshagen aufgeben müssen. Drei Grundschulen gelten in Tempelhof-Schöneberg als gefährdet. „Noch können sie aber zweizügig geführt werden, sodass mittelfristig keine Schließung droht“, heißt es im Bezirksamt.

Besonders eklatant ist die Lage in Marzahn-Hellersdorf. Der Bezirk ist Spitzenreiter bei Schulschließungen, weil sich die Zahl der Grundschüler dort von 1999 bis 2002 nahezu halbierte – sie sank von 20 986 auf 11 590. Aktuell trifft es Marzahn-Hellersdorf sechs weitere Grundschulen. Außerdem werden in drei Grundschulen keine ersten Klassen eingeschult. Nicht besser ist die Lage in Lichtenberg . Neben acht Grundschulen wird hier mit der Stauffenberg-Oberschule auch bereits ein Gymnasium aufgelöst. Laut Schulamtsleitung könnte es im Herbst zu weiteren Oberschulschließungen kommen.

Kaum zu glauben, dass es in diesen Zeiten auch noch neue Schulgründungen gibt: Nach den Sommerferien öffnet die frisch errichtete Hermann-Nohl-Grundschule in Britz ihre Pforten. Sie wird deutsch-italienische Europaschule. Im Aufbau ist auch die Internationale Gesamtschule in Wilmersdorf.

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