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Berlin: Zugestochen aus Angst vor dem rivalisierenden Clan Prozess gegen Türsteher nach Messerstecherei vor „Jungle“-Disco

Jetzt sitzen sie abwechselnd auf der Anklagebank hinter Panzerglas im Saal 700 des Moabiter Kriminalgerichts: Rabih Ali-K. und sein Cousin Yassin Ali-K.

Jetzt sitzen sie abwechselnd auf der Anklagebank hinter Panzerglas im Saal 700 des Moabiter Kriminalgerichts: Rabih Ali-K. und sein Cousin Yassin Ali-K. Der erste muss sich seit gestern wegen der Messerstecherei vor der Rudower Diskothek „Jungle Club“ verantworten, wo er als Türsteher arbeitete. Der andere steht bereits seit vier Wochen wegen des Todesschusses auf den Berliner SEK-Beamten Roland Krüger vor Gericht. Die Taten hängen zusammen. Als ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in die Wohnung von Yassin Ali-K. stürmte, um ihn als mutmaßlichen Mittäter der Messerstecherei zu verhaften, schoss der 34-jährige Libanese um sich.

Beide Prozesse laufen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Wie sein Cousin wurde der 29-jährige Rabih Ali-K. mit Handfesseln in den Gerichtssaal geführt. Parallelen waren auch in den Aussagen der Männer zu erkennen: Sie berufen sich auf Angst vor Mitgliedern einer verfeindeten Großfamilie und auf Notwehrsituationen. „Ich habe Schläge gekriegt und die Männer haben auch meinen Cousin angegriffen, ich hatte Angst um ihn“, sagte Rabih zu Beginn des Prozesses wegen Mordversuchs. Bei dem Angriff habe er einem mit der Familie Al-Z. befreundeten Türken ein Messer entrissen, ihm in die Schulter und wohl auch in den Bauch gestochen. „Der sollte meinen Cousin in Ruhe lassen.“

Die beiden libanesisch-kurdischen Clans sollen in der Türsteherszene aktiv sein. Rabih Ali-K. sagte über die Familie Al-Z.: „Die kamen in Gruppen bis zu 30 Leuten und machten Ärger. Die schlagen, damit sie dann so eine Disco übernehmen können.“ Kurz vor der Messerstecherei am 18. April 2003 sei es im inzwischen geschlossenen „Jungle“, wo er und sein Cousin beschäftigt waren, bereits zu einem handgreiflichen Streit mit dem späteren Opfer gekommen. Der Türke habe dann Verstärkung aus den Reihen der Familie Al-Z. geholt. Mit Baseballschlägern seien er und sein Cousin angegriffen worden, sagte der Angeklagte. Das schwer verletzte Opfer konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden und lag vier Wochen im Koma. Die beiden Cousins wurden fünf Tage später festgenommen.

Ob Yassin Ali-K. wegen Totschlags verurteilt wird, ist ungewiss. Er hat im Prozess gesagt, nicht erkannt zu haben, dass es sich bei den Eindringlingen um Polizisten handelte. Nach dem blutigen Streit vor dem „Jungle“ habe er Angst vor der tödlichen Rache des anderen Clans gehabt und „blindlings“ Schüsse abgegeben.

Kerstin Gehrke

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