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Die Band City bei einem Auftritt anlässlich eines Pressetermins zum 50-jährigen Bestehen der Band im Kesselhaus in der Kulturbrauerei.

© Jens Kalaene/dpa

Zum 50. Jubiläum: Berliner Rockband City kündigt Abschied an

Nackte Köpfe, lockere Sprüche: Ihr 50-jähriges Bestehen feiern City mit einem neuen Album und einer Tournee mit den Berliner Symphonikern.

Ende der 1980er Jahre, als Glatzen aus politischen Gründen kaum noch tragbar waren, mussten sich die Mitglieder der Rockband City einmal an hoher administrativer Stelle wegen ihrer kahlen Köpfe erklären. Die Antwort von Gründungsmitglied und Gitarrist Fritz Puppel fiel kurz und knapp aus: „Das sind BioGlatzen!“

Die nackten Köpfe sind geblieben. Die lockeren Sprüche auch. Und obwohl City im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, rockt die 1972 in Prenzlauer Berg gegründete Band noch immer ganz ordentlich. Das bewiesen Sänger Toni Krahl, Gitarrist Puppel, Geiger und Bassist Georgi Gogow und Keyboarder Manfred Hennig am Dienstag im Kesselhaus der Kulturbrauerei.

Anlass der Pressekonferenz war das anstehende Jubiläum: Anfang des nächsten Jahres wird ein neues Studio-Doppelalbum der Band erscheinen, es wird eine Buchveröffentlichung und eine TV-Dokumentation geben.

Auch Konzerte unter dem Namen „Rock Legenden“ mit Bands wie Silly und Maschine sowie eine Tournee mit den Berliner Symphonikern sind geplant. Diese soll am 23. Juli 2022 ihren Auftakt in der Wuhlheide nehmen. Die Tournee wie auch das Album tragen den Titel „Die letzte Runde“. Diese soll dann am 30. Dezember 2022 mit einem allerletzten City-Konzert in der Mercedes-Benz-Arena enden.

„Wir hatten uns gemeinsam ein Versprechen gegeben – wir wollen es zusammen über die Ziellinie von 50 Jahren schaffen“, erzählt Krahl mit seiner heiser-markanten Stimme. Und es sei ihnen eine Herzensangelegenheit, dieses Versprechen einzuhalten, gerade weil einer von ihnen nun fehle: Im vergangenen Jahr starb Band-Schlagzeuger Klaus Selmke an Krebs.

„Ohne Klaus wären wir alle heute nicht hier“

Der „General“ war für seine Barfuß-Auftritte bekannt. Selmke hatte die Formation, die zu den erfolgreichsten Rockbands der DDR gehörte, gemeinsam mit Puppel gegründet. Das erstes Konzert fand im Februar 1972 im „Klubhaus ABC“ in Köpenick statt, damals hießen sie noch „City Rock Band“. „An jenem Abend waren wir Santana, Deep Purple und Pink Floyd auf einmal, es war herrlich!“ erinnert sich Puppel.

„Ohne Klaus wären wir alle heute nicht hier“, beschreibt Sänger Krahl, der 1975 zu City kam, die Bedeutung Selmkes für die Band. „Er war unser Fundament. Immer hat er dafür gesorgt, dass wir Proberäume und das nötige technische Equipment hatten.“ Da es aber ohne Schlagzeug keinen echten City-Sound gibt, wurde schon in den Jahren von Selmkes Krankheit der Drummer Roger Heinrich als Stellvertreter in die Band geholt. Auch in der Kulturbrauerei ist Heinrich, der auf dem Kopf ebenfalls oben ohne trägt und Keyboarder Hennig erstaunlich ähnlich sieht, mit dabei. Genauso wie einige Musiker der Berliner Symphoniker.

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Die Band präsentiert hier drei Songs, zwei davon – die Titel „Lass’ gut sein“ und „Die Sonne geht auf“ – als Uraufführung. Sie werden auch mit anderen rund 15 Stücken auf dem neuen Studioalbum vertreten sein. Während „Lass’ gut sein“ Fragen nach den Möglichkeiten eines besseren, gerechteren Lebens stellt und an subversive Hits aus DDR-Zeiten wie „Wand an Wand“ und „Halb und Halb“ erinnert, ist „Die Sonne geht auf“ ein Liebeslied in bester City-Manier. Sein ruhelos-rockiger Beat geht in die Beine, die Naturmetaphorik ins Herz: „Der Wind treibt weiße Wolken durch’s Blau.“

3000 Mal "Am Fenster"

Aber wie bei jedem Konzert der Band, so darf auch in der Kulturbrauerei der größte City-Erfolg nicht fehlen: Sehnsuchtsvoll erklingt Gogows Geige und entführt die Zuhörer in den traumverlorenen, bewegenden Kosmos von „Am Fenster“. Rund 3000 Male habe er dieses Erkennungsstück der Band wohl schon gespielt, erzählt Gogow.

Einmal, bei einem Open-Air-Konzert in Erfurt, sollte City als letzte Band auftreten, hatte dafür aber nur noch fünf Minuten Zeit: Gerade so viel, um das minutenlange Intro des je nach Version sieben bis über siebzehn Minuten langen Liedes zu spielen. „Das Publikum hat danach den Laden auseinander genommen“, erinnert sich Puppel und lacht unter dem silberfarbenen Cowboyhut. „Das riskieren wir nicht noch einmal!“

Eva Steiner

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