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Berlin: Zum Deutschlernen in die Moschee

In Wedding bieten Gebetshäuser und Volkshochschulen Sprachkurse an Die einzigartige Kooperation hat Erfolg – das Modell könnte Schule machen

In zwei Weddinger Moscheen wird nicht mehr nur der Koran und Arabisch unterrichtet, sondern seit kurzem auch Deutsch. Die Moscheen stellen ihre Räume zur Verfügung, die Volkshochschule Mitte die Lehrer. Diese Zusammenarbeit zwischen Moscheen und VHS bei der Vermittlung von Deutschkenntnissen ist bisher einzigartig in Berlin und könnte Modellcharakter haben. Auch Bildungssenator Klaus Böger (SPD) begrüßt die Initiative. „Ich würde mir wünschen, dass es so etwas auch bald in anderen Stadtteilen gibt.“ Böger hat die konzeptionelle und pädagogische Aufsicht über die Volkshochschulen.

„Für viele Frauen und Männer ist selbst der Besuch einer Volkshochschule eine unüberwindbare Hürde“, sagt Faical Salhi vom Interkulturellen Zentrum für Dialog und Bildung (IZDB) in der Drontheimer Straße. Das IZDB ist einer der 25 Moscheevereine in Wedding. Zum Freitagsgebet kommen bis zu 700 Menschen in die ehemalige Fabriketage. „Wenn man sich integrieren will, muss man Deutsch können“, sagt Salhi. Deshalb habe man sich entschlossen, die Volkshochschule in die eigenen Räume zu holen.

Seit Januar geben VHS-Lehrer hier zwei Kurse. Der Anfängerkursus findet dreimal die Woche je vier Stunden statt, der Kursus für Fortgeschrittene täglich, wobei an zwei Tagen neben der deutschen Sprache auch Computerkenntnisse vermittelt werden. „Es sind reguläre VHS-Kurse, mit den gleichen Anforderungen und dem gleichen Niveau“, sagt Michael Weiß von der VHS Mitte.

Das Projekt stieß auf so große Nachfrage, dass weitere Angebote geplant sind. Bis jetzt nehmen nur Frauen an den Kursen teil. „Die meisten sind sehr ambitioniert und machen gute Fortschritte“, sagt Weiß. 30 Leute stehen auf der Warteliste. Im Herbst soll es auch Kurse für Männer geben. Auch die Haci-Bayram-Moschee in der Koloniestraße bietet seit Januar zusammen mit der VHS einen Deutschkurs an, auch hier sitzen viele Menschen über den Büchern.

Die Initiative ging bei beiden Projekten von den Moscheen aus, das Quartiersmanagement Soldiner Kiez half bei der Vermittlung. VHS-Mitarbeiter Michael Weiß hat von vielen anderen Moscheevereinen Anfragen wegen Kooperationen bekommen. Aber nicht alle Moscheen eignen sich, sagt Weiß. Nicht alle haben Räume, die groß und offen genug sind. Ein dunkler Ort im Keller oder ein Zimmer, in das man nur kommt, wenn man durch die Gebetsräume läuft, sei nicht das Richtige, damit das Lernen erfolgreich ist. „Wir brauchen eine offene Atmosphäre.“ Auch hätten nicht alle Vereine genügend Mitglieder für homogene Lerngruppen. Interesse gibt es dennoch, auch in Kreuzberg und Moabit. Im arabischen Kulturverein „Al-Diwan“ in Moabit etwa wird sich künftig eine Sozialpädagogin um die Vermittlung von Lernwilligen in VHS-Deutschkurse kümmern.

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