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Im Gedenken an den Mauerfall.

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Zum Jahrestag des Mauerfalls: Berlin und Washington - zwischen zwei Mauern

Die Berliner feiern den Sturz einer Mauer. Die Amerikaner wählten einen Mann, der eine Mauer errichten will.

Als der Regierende Bürgermeister am Mittwoch seinen ersten Tagestermin beginnt, weiß er, etwas ist anders. Bedrückt fühle er sich, sagt Michael Müller (SPD). An der Bernauer Straße schiebt er eine Rose in die Mauer, welche die Berliner am 9. November 1989 überwanden. „Mit Hilfe unserer amerikanischen Freunde.“ Die wählten vergangenen Nacht Donald Trump zu ihrem Präsidenten. Das bedrückt Müller.

Trump und ihn eint also, dass sie eine Wahl gewannen. Doch der eine führt eine Stadt, deren Mauer vor 27 Jahren eingerissen wurde, der andere führt bald ein Land, um das er eine Mauer bauen will. Wird Müller mit Trump entlang des Mauerwegs spazieren, wenn der neue US-Präsident in Berlin weilt? „Da wird gemacht, was zwischen den Protokollabteilungen verabredet wird.“ Müller hat den Kragen seines Mantels aufgeklappt.

Mauerfeier. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller zündete eine Kerze für jene an, die an der Mauer starben.
Mauerfeier. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller zündete eine Kerze für jene an, die an der Mauer starben.

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Ein paar Minuten später sitzt Müller ein paar Meter weiter in der Kapelle der Versöhnung. Er hört wie der Organist orgelt und der Pfarrer dann sagt, die historische und emotionale Spur des 9. Novembers führe bis in die Gegenwart.

Als der Pfarrer wieder auf seinem Stuhl sitzt, steht ein rumänischer Professor am Pult. Der arbeitet in Bukarest auf, was die Kommunisten verbrachen. Er sagt: „Die jüngsten Ereignisse auch in Amerika zeigen, wie kurz der Weg von Freiheit in eine Diktatur sein kann.“ Dann orgelt der Organist.

Helferinnen drücken jedem, der die Kapelle verlässt, eine Kerze in die Hand. Müller zündet seine an und steckt sie in einen Kasten an der Mauer.

Dann steht er im Schatten der Mauer. Müller will weg, Koalitionsverhandlungen, 6700 Kilometer entfernt von Washington. Er denke daran, was auch jene fühlten, die Trump wählten. Dass ihre Themen keine Rollen spielten. „Darauf reagieren wir.“ Nico Schmidt

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