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Nina Rausch (v.l.), Petra Schmidt-Schaller, Ulrich Thomsen and Sven Bohse.

© www.breuel-bild.de

Zum Mauerjubiläum: RBB produziert neuen Spionage-Thriller

Eine Doppelagentin aus der DDR verliebt sich in ihren CIA-Chef. Bis 2019 erstrecken sich die Dreharbeiten quer durch Berlin.

Komisches Warnschild für ein Krankenhaus: „Stop! Fühlen Sie sich krank? Falls Sie heute krank sind, betreten Sie bitte nicht den Botschaftsbereich.“ Aber das recht heruntergekommene Gebäudeensemble an der Fabeckstraße 62 in Lichterfelde dient schon lange nicht mehr der Gesundheitspflege, seit 1994 nicht mehr, als die Amerikaner ihr Hospital und gleich ihre ganze militärische Präsenz in Berlin aufgaben.

Muss also irgendein Filmrequisit sein, wie auch im Foyer das alte Gerät zur Durchleuchtung von Besuchertaschen, auf dessen Förderband das Schild liegt, wie auch die sauber gestapelten Betonquader, die sich als Leichtgewichte aus Styropor entpuppen, oder die Drehkreuze der Firma Perey, New York.

Willkommen in der Vergangenheit: In den leer stehenden Gebäuden soll in wenigen Jahren – in Berlin ein dehnbarer Begriff – die Zukunft in Gestalt des Technologie- und Gründungszentrums Fubic unterkommen, einer Art Pendant zu Adlershof mit Ausgründungen der FU. Momentan wird hier aber „Wendezeit“ gespielt – so der Arbeitstitel eines Spionagethrillers, der im Herbst 2019 als Eventfilm der ARD zum 30. Jahrestag des Mauerfalls gesendet werden soll.

In vielen Ecken Berlins hat das Team um Regisseur Sven Bohse gedreht, in der Karl-Marx-Allee, in der ehemaligen Stasi-Zentrale, im Villenviertel des Westend – wo sich auch ein Gebäude fand, das im Film glatt als DDR-Plattenbau durchgeht –, in der „Berliner Straße“ des Studios Babelsberg und nun eben hier im ehemaligen US-Militärkrankenhaus in Steglitz.

Zwischen zwei Identitäten

Die West-Berliner CIA-Residentur hat man hier aufgebaut, die in der Realität im US-Headquarter in der Zehlendorfer Clayallee untergebracht war – einer der zentralen Handlungsorte der Agentenstory, Arbeitsplatz der Hauptfigur Saskia, dargestellt von Petra Schmidt-Schaller. Eine junge Frau mit geheimer Ost-Biografie, Spionin im Dienste des Sozialismus, von Agentenchef Markus Wolf persönlich in die Spur geschickt und perfekt beim Klassenfeind gelandet.

Dumm nur, dass sie den Amerikaner, den sie zur Optimierung ihrer Legende geheiratet hat, nun tatsächlich liebt und ihre beiden Kinder sowieso. Die Verhältnisse in der DDR haben aber auch sie nachdenklich gemacht, irgendwie kann sie ihre beiden Seiten noch im Gleichgewicht halten, da geht es plötzlich mit der DDR zu Ende und das schöne Doppelleben droht aufzufliegen.

Unter Spionen. Doppelagentin Saskia (Petra Schmidt-Schaller) und ihr CIA-Chef (Ulrich Thomsen).
Unter Spionen. Doppelagentin Saskia (Petra Schmidt-Schaller) und ihr CIA-Chef (Ulrich Thomsen).

© DAVIDS/Sven Darmer

Ein Film, der ohne eine gut gefüllte Requisitenkammer nicht auskommt, und da haben die beteiligten Institutionen – der rbb, ARD Degeto, Moovie und Constantin Television – offensichtlich nicht gespart. Das gestern zur Besichtigung durch die Presse freigegebene Großraumbüro der CIA wirkt jedenfalls so, als könnte dort jederzeit mit dem Spionieren weitergemacht werden, selbstverständlich auf dem technischen Stand von 1989, mit dicken Monitorklötzen, Schreibmaschinen, Kassettenrekordern und dem ganzen Equipment der Spione, um Wanzen zu beseitigen und ähnlich nützliche Dinge zu tun. Auch an markigen Sprüchen an der Wand („The patriot’s blood is the seed of freedom’s tree“) fehlt es nicht, und man hat nicht einmal vergessen, dass Rauchen im Büro damals noch nicht verpönt war. Die Aschenbecher sind wohlgefüllt.

Mit Liebe zum Detail

Im benachbarten Chefbüro geht die Detailtreue weiter, gehört doch zu seiner Ausstattung neben dem obligatorischen Flaggenschmuck und der „Encyclopedia Americana“ im Bücherschrank selbstverständlich ein Porträt mit Widmung von Ronald Reagan und ein Foto des seinerzeit aktuellen Präsidenten George Bush.

Eine Story wird erzählt, in der es teilweise sehr handfest zugeht, ein Stuntman als Kampfchoreograf für Petra Schmidt-Schaller und ihren Gegner war Pflicht. Aber das Reizvolle waren für sie, den Regisseur und das übrige Team nicht die im Thriller gebotenen Action-Elemente, sondern „die „Zerrissenheit dieser Frau zwischen zwei Möglichkeiten“, die Fragen „Woher komme ich? Wo lebe ich? Wofür entscheide ich mich?“, ihr Hin und Her zwischen zwei Identitäten, auf die Spitze getrieben durch ihre Rolle als Doppelagentin.

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