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Berlin: Zum Schluss gibt es eine lange Nacht Eine Jury entscheidet bei Young Euro Classic

Ihre Notizen haben sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Reihum geben sie ihre Stellungnahmen ab.

Ihre Notizen haben sie vor sich auf dem Tisch ausgebreitet. Reihum geben sie ihre Stellungnahmen ab. Manchmal ist das, was sie vorlesen, eine druckreife Kurzkritik. So sieht es aus, wenn die Jury des Musikfestivals Young Euro Classic in einem schmucklosen Konferenzraum im Souterrain des Schauspielhauses zusammensitzt. Ihnen gemein ist, dass sie sich für Musik interessieren. Und sie sind alle Leser des Tagesspiegels. Unter Vorsitz des Dramaturgen Jens Schubbe bewerten sie die Stücke des Festivals, die hier uraufgeführt werden. Wenn das Festival am kommenden Montag zu Ende geht, werden sie entschieden haben, welcher Komponist den diesjährigen Preis des Festivals bekommt, der mit 5000 Euro dotiert ist.

Zur Halbzeit des Festivals zieht die Jury Bilanz. Erstmals wird eine verbindliche Rangfolge festgelegt, indem jedes Jurymitglied seine drei Favoriten benennt. Über das Ergebnis, das hier nicht verraten werden soll, ist Malermeister Werner Klosa überrascht. „Ganz erstaunlich“, sagt er, „obwohl wir uns zwischen den Konzerten austauschen und so ein Stimmungsbild entsteht, ist doch ein völlig anderes Ergebnis herausgekommen.“ Er ist, wie die meisten hier, zum ersten Mal in der Jury. Für die Studentin Salomé Hölzle ist sogar das Festival eine Premiere: „Eigentlich wollte ich ein Praktikum beim Festival machen“, erzählt sie, „das klappte nicht. Jetzt ist die Jury für mich eine spannende Gelegenheit, das Festival aus der Nähe kennenzulernen.

Fachkenntnisse sind für die Jurymitglieder nicht Voraussetzung. Was zählt, ist die Bereitschaft, sich auf die neue Musik zumeist junger Komponisten unvoreingenommen einzulassen. Damit die Meinung der Jury nicht durch das professionelle Urteil des Vorsitzenden beeinflusst wird, gibt Schubbe seine Beurteilung über die Stücke nicht als Erster ab. So kann jeder frei entscheiden. Und es kommen durchaus konträre Ergebnisse zustande. Bei der letzten Jurysitzung, am Sonntagabend, müssen sie einen Favoriten gekürt haben. „Bitte richten Sie sich darauf ein, dass es eine lange Nacht wird“, gibt Schubbe der Jury noch mit auf den Weg. oew

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