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Berlin: Zum Schulstart ohne Bücher in den Unterricht

An einigen Schulen warten Eltern noch auf die Lieferung der Verlage – oder wissen nicht einmal die Titel der Werke, die sie anschaffen müssen

Viele Berliner Schüler werden in den ersten Wochen des neuen Schuljahrs ohne Bücher auskommen müssen. In etlichen Schulen war gestern nicht klar, wie und in welchem Umfang sich die Eltern an den Büchern finanziell beteiligen werden. Denn erst wenige Wochen vor Ferienbeginn hatte das Abgeordnetenhaus beschlossen, dass die Eltern jetzt bis zu 100 Euro für die Bücher ihrer Kinder zahlen müssen. Ausnahmen gibt es nur, wenn eine Befreiung vom Bezirksamt vorliegt. „Dieser Zeitraum war viel zu knapp, um das Ganze vernünftig zu organisieren“, sagt Konrektorin Ranhild Gabriel von der Grundschule am Sandsteinweg in Buckow.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft verkündete: „Das gefürchtete Chaos ist eingetreten“. In der kurzen Zeit sei eine ordentliche Verteilung von Schulbüchern „völlig unmöglich“ gewesen. Außerdem gebe es etliche Verzögerungen bei der Neueinstellung und Versetzung von Lehrer an andere Schulen.

Zu den Schulbüchern befragt, zeigte sich die Senatsbildungsverwaltung unaufgeregt: „Nach unseren Informationen läuft es“, sagte Sprecher Thomas John. Bildungssenator Klaus Böger hatte in der vergangenen Woche Startschwierigkeiten eingeräumt, gleichzeitig aber betont: „In vielen Schulen läuft es glänzend.“ Bei einer Umfrage des Tagesspiegels zeigten sich jedoch die meisten Schulen ziemlich ratlos. Keine Probleme sah man hingegen in der Schätzelberg-Grundschule in Mariendorf: Dort hatten sich die meisten Eltern bis Mitte Juni damit einverstanden erklärt, eine Pauschale von 40 Euro zu zahlen. Von diesen wurden Arbeitshefte und einige neue Bücher angeschafft.

An der Buckower Sandsteinweg-Grundschule ist die Lage unübersichtlicher. Dort hatte man sich nicht auf eine Pauschale verständigt. Obwohl die Eltern die Bescheinigung zur Kostenbefreiung vor den Ferien abgeben sollten, trudeln die Schreiben erst nach und nach ein. Das führt dazu, dass über das Bezirksamt weitere Bücher bestellt werden müssen. In einigen Klassen gab es wiederum Gruppenbestellungen, an denen sich aber nicht alle Eltern beteiligt haben. Manche Kinder haben Bücher, andere noch nicht.

Das gleiche Bild ergibt sich an der Pierre-Laplace-Realschule in Altglienicke. Hier warten viele Eltern, die bei den Verlagen bestellt haben, noch auf die Lieferungen.

Die Schulleiterin der Ferdinand-Freiligrath-Hauptschule in Kreuzberg, Hildburg Kagerer, wiederum steht vor einem anderen Problem: Bei vielen Eltern ist das neue Verfahren noch gar nicht angekommen. „Da muss man mehr tun, als nur einen Brief schreiben“, sagt Kagerer. Zwar wird der überwiegende Teil der Eltern von den Zahlungen befreit sein. Aber auch darüber müssen die Bescheinigungen beigebracht werden.

So wie an der Heinz-Brandt-Hauptschule in Weißensee. Hier gibt es unter den Eltern viele sozial schwache Arbeitslose und auch Rentner, die den vollen Beitrag zahlen müssten“. Um sie gegenüber den Sozialhilfe-, Bafög- und Wohngeldempfängern nicht zu benachteiligen, will die Schule alle Bücher weiterhin ausleihen. Die Eltern brauchten dann nur den Duden, ein Englisch-Wörterbuch, das Tafelwerk für Mathe und Physik sowie den Atlas anzuschaffen. Die Tatsache, dass einige Eltern bezahlen müssen und andere nicht, scheint an den Schulen Unruhe auszulösen. „Gerade arbeitslose Eltern sind verärgert, dass sie zur Kasse gebeten werden“, sagt der Vorsitzende des Landeselternausschusses André Schindler.

Nach einer ersten Schätzung von Landesschulrat Hansjürgen Pokall haben die meisten Berliner Schulen Listen mit den Buchtiteln ausgegeben, die die Eltern selbst anschaffen müssen. Am Lankwitzer Beethoven-Gymnasium werden die Schüler die Listen aber erst in den nächsten Tagen erhalten.

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