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Berlin: Zum Walzer in die Hofburg

Die Kreuzberger Tanzschule „Maxixe“ war auf einer Ballhaus-Reise in Wien. Die Quadrille übten die Berliner Eleven im Schloss Schönbrunn, die Mazurka im Palais Ferstel. Der Höhepunkt ist der große Ball in historischer Kulisse mit 3000 Gästen

Normalerweise ist hier das Tanzen verboten. Seit 1992 schon. Die Denkmalschützer haben Sorge, dass die Deckengemälde im Schloss Schönbrunn Schaden durch die Erschütterungen nehmen könnten, die von den Tänzern auf dem Parkett ausgelöst werden. Die Reisegruppe aus Kreuzberg schert sich nicht darum. Mehr noch: Die rund 70 Eleven der Tanzschule Maxixe sind sogar eingeladen, im Schloss der österreichischen Kaiser eine Quadrille zu üben. Denn sie sind auf einer ihrer Ballhausreisen in Wien angekommen. Das Besondere daran: Es wird viel getanzt, insbesondere dort, wo es nicht alltäglich ist.   Ele Busch hat Erfahrung in der Organisation solcher Reisen. Die Leiterin der Tanzschule Maxixe hat die erste dieser Touren schon 1991 auf die Beine gestellt. Damals führte sie eine Dortmunder Tanzschule nach Berlin, mit Lektionen in Clärchens Ballhaus und dem Ballhaus Berlin.

Vier Jahre später veranstaltete sie das Gleiche noch einmal, da war sie schon mit ihrer Tanzschule nach Kreuzberg umgezogen. Den Ausflug in die Ballhaus- und Stadtgeschichte Berlins kombinierte sie mit Unterrichtseinheiten zu Tänzen aus den 20er Jahren, die fast vergessen waren. Vor drei Jahren machte sie sich mit einer kleinen Gruppe auf nach Dresden, ein Jahr später nach Prag. Die Resonanz war jedes Mal die gleiche: „Begeisterung“, sagt Ele Busch. Deshalb gehören die Ballhausreisen für ihre Tanzschule mittlerweile zum festen Programm. Jetzt steht sie mit ihren Schülern in Doppelreihen im Schloss Schönbrunn.

Paarweise folgen sie den Anweisungen des Tanzlehrers. Die Kommandos wie „Englische Kette“, „hinüber zum vis-à-vis-Platz“, „kleines Balancé“, gibt Eddy Franzen mit unverkennbar wienerischem Dialekt. Aus der Stereoanlage schallt natürlich Johann Strauß. Sehr zur Freude der italienischen und japanischen Touristengruppen, die am Rand stehen bleiben und eifrig fotografieren.   „Wenn man sich diese Säle ertanzt“, sagt Ele Busch, „dann kann man ein bisschen Geschichte spüren.“ Bei der Organisation ihrer Ballhausreisen wird sie inzwischen von Mario Köppe unterstützt. Der Kulturmanager erarbeitet das Programm und öffnet für die Kreuzberger die Tanzsäle der Stadt. Die Lektion zur Mazurka gibt es im Palais Ferstel, der ehemaligen österreichisch-ungarischen Nationalbank. Wiener Walzer wird im Palais Auersperg unterrichtet. Und im Palais Schwarzenberg, dessen barocker Festsaal sich sonst nur für Staatsempfänge oder Hochzeitsgesellschaften der Wiener High Society öffnet, treffen die Kreuzberger wieder auf Eddy Franzen, der noch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Quadrille erteilt.

Die Dramaturgie der Reise gipfelt schließlich in einem Tanzspektakel in der Wiener Hofburg. Die Kreuzberger sind zu Gast auf dem jährlichen Ball der Tanzschule Elmayer, in Wien eine gesellschaftliche Institution. „Beim Elmayer“ lernt der Wiener nicht nur, sich perfekt zum Walzer zu bewegen, sondern auch sich nach den Regeln der k. u. k.-Zeit zu benehmen. Das wirkt auf die Berliner mitunter ein wenig antiquiert, macht aber auf der anderen Seite auch den besonderen Reiz von „Elmayers Kränzchen“ aus. Der Name ist eine charmante Untertreibung dessen, was in der Hofburg vonstatten geht. 3000 Gäste kommen zu dem Ballereignis und betanzen nicht nur den großen Saal, den sonst vor allem die OSZE für ihre Konferenzen nutzt. Sie tanzen auch im Zeremoniensaal.

In beiden Fällen sind die Tanzflächen um einiges größer als alles, was in Berlin auf den Bällen geboten wird.   „Warum werden eigentlich die tollen Säle im Schloss Charlottenburg nie zum Tanzen geöffnet?“, fragt Ele Busch vor dem Hintergrund der prächtigen Kulisse. Ja, warum eigentlich nicht? Wenn in der Hofburg getanzt werden darf, sollte es in den schönsten Berliner Sälen doch auch möglich sein. Mario Köppe und Ele Busch nutzen die Gelegenheit, um in dem riesigen Saal ausdauernd Walzer zu tanzen. Ihre viertägige Reise ist nun zu Ende. „Nach Wien werden wir jetzt sicherlich jedes Jahr fahren“, kündigt sie an. Und Mario Köppe lächelt: „Es ist einfach ein großer Spaß, so etwas zu organisieren.“ Er will mit diesen Reisen das kompensieren, was in Berlin abhanden gekommen ist – die Ballhaustradition.

Die nächste Ballhausreise führt die Tanzschule Maxixe nach Prag. Anmeldeschluss ist der 15. Februar. Informationen unter 78707870 oder www.tanzschule-maxixe.de. Die Wien-Fahrer zeigen am Sonnabend auf dem Faschingsball der Tanzschule, wie die Quadrille funktioniert. Los geht es ab 20 Uhr in der Obentrautstraße 60-62, Eintritt: 10 Euro.        

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