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Berlin: Zur Cannabis-Züchterin umgeschult

62-jährige Ex-Justizangestellte betrieb in Lichtenrade zwei Drogenplantagen.

Es war eine ungewollte Rückkehr. 25 Jahre lang hatte Liane B. als Justizangestellte im Moabiter Kriminalgericht gearbeitet. Genervt wirkte die 62-Jährige, als sie am Mittwoch auf der Anklagebank saß. Sie, die zuletzt mit Antiquitäten handelte, war als Cannabis-Züchterin gefasst worden. Plantagen in zwei Häusern entdeckte die Polizei im Februar und 437 000 Euro, die Liane B. in einem Schließfach bunkerte. Den Safe-Schlüssel fand man in ihrem Schuh.

Doch als skrupellose Drogenhändlerin will Liane B. nicht gesehen werden. Eher als „Bauernopfer“. Sie ließ ihren Verteidiger eine Erklärung verlesen: „Eine mir sehr nahestehende Person bat mich, die Kellerräume zum Aufbau der Plantagen benutzen zu dürfen.“ Sie will nur ab und zu gegossen und gelüftet haben, wenn die „Haupttäter“ nicht da waren. Die gefundenen Gelder, die in 64 Umschlägen steckten, hätten ihr nicht gehört.

Es war Zufall, der auf ihre Spur führte. Zwei Polizisten waren im Einsatz gegen Einbruchskriminalität. Ihnen stieg im Rotenkruger Weg in Lichtenrade ein süßlicher Marihuana-Geruch in die Nase – und schließlich standen sie vor einem Haus, das Liane B. angemietet hatte. Sie fuhr auch vor und ging in den Keller. Nach einer Stunde klingelten die Polizisten. Eine professionelle Plantage mit rund 700 Pflanzen wurde entdeckt. Ermittlungen führten zu einem weiteren Haus in Rudow, das die Frau gemietet hatte. Man fand auch dort professionelles Equipment und rund 850 Pflanzen.

Von Anfang an war den Fahndern klar: Liane B. konnte diese Plantagen nicht allein aufgebaut haben. Sie aber schwieg. Man hätte sich gern auch mit ihrem 36-jährigen Sohn Michael unterhalten. Er aber zog im November 2011 in die Dominikanische Republik. Die Angeklagte in schwarzer Lederhose tupfte sich die Nase. Mittäter könne sie nicht nennen, sagte ihr Anwalt. „Sie war nur das letzte Rad in der Gruppe.“

Liane B. ging es gut. Sie hatte sich eine Eigentumswohnung zugelegt, drei Autos liefen auf ihrem Namen. Drei Handys hatte sie angemeldet – allerdings auf Scheinnamen. Angeblich florierten ihre Geschäfte im Möbelverkauf. Der Richter konterte: „Das Finanzamt wusste nichts davon!“ In den letzten Jahren zahlte Liane B. keine Steuern. Es seien „Privatverkäufe“ gewesen, sagte sie. Wovon sie lebte? „Ich war lange mit einem betuchten Mann zusammen“, sagte die geschiedene Angeklagte. Eine der Drogenplantage soll seit 2006 betrieben worden sein. Das Gericht ging von einem Gewinn von mindestens einer Million Euro aus. Die Richter waren überzeugt: „Der Sohn war Mittäter.“ Wer noch zur Gruppe gehörte, blieb offen. Gegen Liane B. ergingen drei Jahre und sechs Monate Haft. Das sichergestellte Geld geht an die Staatskasse. Kerstin Gehrke

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