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Berlin: Zur Freude der Denkmalpflegerist das historische Konzept zur Restaurierung näher gerückt

Die Natur zeigt sich wieder einmal von ihrer launischen Seite: Völlig unerwartet wird aus dem Engelbecken nun doch eine Wasserfläche. Fast schon hatten sich die Bewohner der neuen Häuser am Legiendamm mit einer schnöden Wiese als Ersatz für ein Wasserbecken mit Fontänen und nächtlicher Beleuchtung abgefunden.

Die Natur zeigt sich wieder einmal von ihrer launischen Seite: Völlig unerwartet wird aus dem Engelbecken nun doch eine Wasserfläche. Fast schon hatten sich die Bewohner der neuen Häuser am Legiendamm mit einer schnöden Wiese als Ersatz für ein Wasserbecken mit Fontänen und nächtlicher Beleuchtung abgefunden. Jetzt bekommen sie immerhin einen Teich.

Nach der Wende hatten Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Denkmalamt große Erwartungen geschürt: Die Überreste des Luisenstädtischen Kanals sollten wieder zu der "unvergleichlichen Anlage" werden, die sie 1926 schon einmal war. Mindestens 27 Millionen Mark wollte der Senat ausgeben, um den "Grünen Kanal" wiederherzustellen, den der Stadtgartendirektor Erwin Barth 1926 "kongenial" innerhalb der Mauern des von Peter Lenné geplanten Schifffahrtskanals zwischen Urbanhafen und Spree errichten ließ. Für Klaus von Krosigk, den Leiter der Denkmalpflege im Landesdenkmalamt war es "das aufregendste Projekt im gesamten Berliner Grenzbereich".

Vor acht Jahren hatte man damit begonnen, im ehemaligen Kanalgraben wieder Gärten anzulegen. Einen mit Rosen in Richtung Oranienplatz und einen immergrünen entlang dem Bethaniendamm. "Doch 1995 versiegten die Bonner Brunnen", sagt von Krosigk. Für die Krönung des Ganzen, die Wasserfläche im Engelbecken, fehlten die Mittel. Verhandlungen mit den Investoren der neuen Wohnhäuser am Legiendamm, sich an den Kosten zu beteiligen, blieben ohne Ergebnis. Auch wenn der angekündigte Blick auf Fontänen beim Verkauf der Eigentumswohnungen sicher förderlich war.

Jahrelang blieb das Engelbecken gefüllt mit Schutt und Abraum, bis das Landesdenkmalamt im Herbst einen neuen Vorstoß machte und von Umweltsenator Peter Strieder die Zusage für 350 000 Mark erhielt, um zumindest die Einsturz gefährdeten Wände des Engelbecken zu sanieren. Beschwerden der Anwohner halfen sicherlich bei der Entscheidung. Parallel dazu sagte die Senatsbauverwaltung aus dem Topf für die Entfernung und Aufbereitung kontaminierter Böden im Grenzbereich eine Million Mark zu. Das Wasserbecken mit Fontänen ließ sich damit nicht herrichten, aber für das Ausbaggern, die Reparatur der Einfassungsmauern, einen Weg auf dem Grund des Beckens und das Anlegen einer Liegewiese sollte es reichen. Anfang November begannen die Bagger zu graben, doch dann stellten die Arbeiter fest, dass sich in der Sohle des Beckens das Wasser sammelte. "Damit hatte niemand gerechnet", sagt von Krosigk, der froh über die Entwicklung ist. "Denn das Grundwasser zwingt uns, umzudenken."

Die Sohle des Engelbeckens liegt etwa 1,40 Meter tiefer als die des trockenen Kanalgrabens. "Und das zum U-Bahn-Bau 1926 abgesenkte Grundwasser ist offenbar wieder angestiegen", erklärt sich von Krosigk das "kleine Wunder". Noch Wochen hatte die Liegewiese als Zwischenentwurf gegolten, nun soll das Becken für etwa 100 000 Mark Mehrkosten so tief wie möglich ausgebaggert werden, damit ein natürlicher Grundwasserteich entsteht. Für das Landesdenkmalamt ist das ursprüngliche Konzept der Wasserfläche mit Fontänen unerwartet wieder näher gerückt. Laut von Krosigk müssen dafür allerdings weitere 2,5 Millionen Mark investiert werden.

Harald Olkus

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